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Pflanzenkunde.
Die Staubblätter bestehen aus Staubfäden und Staubbeuteln; letztere enthalten
den Blutenstaub.
Der Stempel besteht aus Fruchtknoten, Griffel und Narbe. Im Frucht¬
knoten liegen die Samenknospen, aus denen der Same entsteht, wenn der Blütenstaub
durch die Narbe und den Griffel in den Fruchtknoten gelangt.
Der Blütenstand: a. der ährenförmige: Ähre (Roggen), Kolben (Mais), Kätzchen
(Birke), b. der traubenförmige: einfache Traube (Johannisbeere), zusammengesetzte
Traube (Wein), Rispe (Hafer), o. der doldenförmige: einfache Dolde (Kirsche), zu¬
sammengesetzte Dolde (Möhre), d. der kopfförmige: Blütenkorb (Kamille), Blüten¬
kopf (Wegerich), Quirl (Taubnessel). Eine besondere Form ist die Trugdolde
(Holunder), bei welcher sich die Endblüten zuerst entwickeln.
Die Frucht: Echte Früchte entstehen nur aus dem Stempel (Kirsche); unechte
Früchte aus dem Stempel und andern Blütenteilen (Apfel). Jede echte Frucht besteht aus
Fruchthülle und Samen. Die Hülle ist zur Reifezeit entweder trocken (Erbse) oder
fleischig (Pflaume).
Arten der Trockenfrüchte: Kapsel (Mohn), Hülse (zweiklappig — Bohne),
Schote (zweiklappig mit Scheidewand — Rips), Nuß (Eiche), Schließfrucht (Hülle
und Same verwachsen — Korbblütler).
Arten der Fleischfrüchte: Steinfrucht, Beere, Kürbis.
Arten der unechten oder Scheinfrüchte: Apfel, Hagebutte, Tannzapfen,
Feige.
§ 74. Der innere Bau der Pflanzen. Es treten uns in der Pflanzenwelt Ge¬
stalten der mannigfachsten Form, Größe und Beschaffenheit entgegen. Welch ein Unter¬
schied zwischen den winzigen Moosen und den Riesenbäumen der tropischen Zone, zwischen
dem steinharten Kerne einer Kirsche und dem saftigen Fruchtfleische einer Stachelbeere!
Wie verschieden sind selbst die einzelnen Teile einer und derselben Pflanze: Wurzel und
Blatt, Stamm und Blüte! Und doch sind alle diese Pflanzen und Pflanzenstoffe aus
denselben Grundteilchen zusammengesetzt.
Schabt man von dem Fruchtschleim einer Eisbeere oder von dem Blatte einer Rose
etwas ab und bringt es unter das Mikroskop, so lösen sich diese dem bloßen Auge als
formlose Masse erscheinenden Pflanzenteile in kleine, runde Bläschen auf. Man nennt
dieselben Zellen. Eine Zelle besteht aus einem dünnen, farblosen, durchsichtigen Häutchen
ohne Öffnungen, welches den Zellinhalt umschließt.
Der Zellinhalt ist dreifacher Art: 1. eine schleimige, feinkömige Masse, 2. eine
wässerige Flüssigkeit (Zellsaft), 3. ein linsenförmiges Körperchen (Zellkern). Im
Zellsaft sind alle diejenigen Stoffe, welche den Pflanzenkörper zusammensetzen, im aufge¬
lösten Zustande enthalten. Schon durch den Geschmack lassen sich einzelne derselben wahr¬
nehmen, so der Zucker in den Zellen der Zuckerrübe, die Apfelsäure in den Zellen des
Kernobstes.
gig. 24.