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Zur Überwachung der Grafen, Bischöfe, Klosterschulen, Domänen re. sandte er all¬
jährlich die „Königsbolen" durchs Land. Je ein Geistlicher und ein Weltlicher be¬
reisten jedesmal einen größeren Bezirk. In jedem Frühjahre wurde eine Volksver¬
sammlung aller Freien abgehalten, das Maifeld. Die Beschlüsse dieser Volksver¬
sammlung erhob Karl zu Gesetzen. Zur Förderung des Ackerbaues errichtete er auf
seinen Krongütern Musterwirtschaften. Hier kümmerte er sich um jede Kleinigkeit und
prüfte selbst die Rechnungen seiner Gutsherren. — Eigenes Geld besaß Deutschland vor
Karl noch nicht; was davon vorhanden war, war römischen oder gallischen Ursprungs.
Erst Karl d. Gr. errichtete Münzstätten und ließ die ersten deutschen Silberpfennige
prägen. Auch ein öffentliches Maß führte er ein, das überall beim Verkaufen ange¬
wendet werden sollte. — Steuern waren zu Karls Zeiten noch unbekannt, wohl aber
wurden die jährlichen Maigeschenke (S. 6) bereits als Schuldigkeit angesehen.
14. Karls Ende. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam
wurde embalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu
Aachen beigesetzt.
IV. Gründung der deutschen Laisrrmacht.
9. Me Aachfokgcr Äarls d. Gr.
1. Teilung des Reichs. Auf Karl d. Gr. folgte sein Sohn Ludwig der Fromme.
Dessen Söhne teilten sich das gewaltige Frankenreich in dem Vertrage zu Verdun
(843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien und einen Strich Landes west¬
lich vom Rhein, der vom Mittelmeer bis zur Nordsee reichte und in der Folge den
Namen Lotharingen (Lothringen) erhielt. Karl der Kahle erhielt das Land westlich
dieses Landstriches, also hauptsächlich das heutige Frankreich, Ludwig dagegen den
östlichen Teil des großen Reiches, das heutige Deutschland. Durch diese Trennung
wurde Deutschland erst ein selbständiges Reich, das sich in Sprache und Sitte immer
mehr von seinem westlichen Nachbar, dem heutigen Frankreich, unterschied. Nach dem
Tode Lothars II. (869) fiel auch der größte Teil Lothringens an Deutschland.
2. Zerfall des Reiches. Die Nachfolger Ludwigs waren meist sehr schwache
Fürsten; sic vermochten das Ansehen Deutschlands nicht zu heben. Je mehr aber die
Macht des Königs sank, desto höher stieg die Macht der Großen im Reiche. Diese
waren unablässig darauf bedacht, ihr Besitztum zu vergrößern und die Zahl ihrer
Lehnsleute zu vermehren. Immer mehr sonderten sich die einzelnen deutschen Stämme
voneinander, und bald legten sich die Grafen von Franken, Sachsen, Bayern,
Schwaben und Lothringen die Würde eines Herzogs bei. Die Herzöge aber
regierten ihr Land nach eigenem Ermessen und kümmerten sich wenig um den König.
Zu diesem inneren Zerfall des Reiches kamen noch Angriffe von feindlichen Nach¬
barvölkern. So kamen von Norwegen her die Normannen auf ihren kleinen Schissen
gefahren, um an der Küste Deutschlands zu rauben und zu plündern. Weit größeres
Unglück noch aber als die Normannen brachten die Ungarn über das Reich. In
schier endloser Zahl fielen sie von Zeit zu Zeit in Deutschland ein und ver¬
wüsteten das Land weit und breit. — Mit Ludwig dem Kinde starb (911) das Ge¬
schlecht der Karolinger aus, und erst in Heinrich I. erhielt das Volk einen Befreier
von diesen wilden Scharen.
10. Heinrich I.) der Finkler. 919-936.
1. Am Finkenherd. Nach dem Tode des letzten Karolingers wurde Konrad I.
von Franken zum Könige erwählt. Er regierte jedoch nur sechs Jahre. Als er sein
Ende nahen fühlte, übergab er seinem Bruder Eberhard die Krone mit dem Aus-