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Masse, welche leicht verletzt werden kann, und an Verteidigungswaffen fehlt es ihr
gänzlich.
Das Schneckenhaus hat die Form eines Kegels und setzt sich aus 6—8 schrau¬
benförmigen Windungen zusammen. Die untere Öffnung heißt Mündung^ das
oberste Gewinde Spitze. Von der Spitze bis zur Mündung sitzt inwendig eine Spin¬
del, um welche sich die Windungen herumwinden. Die Schnecke ist mit^dieser Spin¬
del durch einen kräftigen und schnellwirkenden^Muskel verbunden. Sobald dieser
angezogen wird, verkürzt er sich und zieht die Schnecke leicht und schnell in das Ge¬
häuse zurück. Beim Eintritt des Winters verkriecht sich die Schnecke in den Schlamm.
Dann sondert sie einen kalkartigen Schleim ab, der bald wie ein Deckel die Mün¬
dung des Gehäuses verschließt. Das ist der sogenannte Winterdeckel; er fällt im
Frühlinge wieder ab. In dem Maße, wie das Tier selbst wächst, vergrößert sich auch
das Gehäuse. Der schleimige Körper scheidet nämlich (aus der Nahrung in das Blut
übergeführte) Kalkteile aus; diese legen sich an den Rand des Gehäuses an und er¬
weitern es so allmählich.
2. Körperbau. Vorn am Kopfe bemerken wir die beiden wulstigen, nicht ein¬
ziehbaren Fühler. Am Grunde eines jeden sitzt ein schwarzes Pünktchen, das Auge.
(Die Weinbergschnecke hat 4 Fühler, die sie einziehen d. h. nach innen stülpen kann.
Die beiden größten haben je ein Auge und zwar an der Spitze.) Den Rücken deckt eine
mit den Rändern frei überhängende Hautfalte, der „Mantel", der den Kalk zum
Gehäuse absondert. An der Unterseite des Körpers findet sich eine fleischige Muskel¬
scheibe, die „Sohle" oder der „Fuß". Mittels dieser Scheibe „kriecht" die Schnecke,
indem sie dabei die Scheibe von hinten nach vorn wellenförmig hebt und senkt. Zu¬
weilen gleitet sie mit derselben Fußbewegung — das Gehäuse nach unten, den Fuß
nach oben — sogar an der Oberfläche des Wassers dahin! Wie ist das möglich?
Das Geheimnis ist bald erklärt. Wenn wir nämlich mit einer Stricknadel hinter
der Schnecke herfahren, so ziehen wir das Tier an durchsichtigen und daher unsicht¬
baren L>chleimsäden mit fort. Dieser <L>chleim, der von Drüsen an der Sohle aus¬
geschieden wird, schwimmt an der Oberfläche und dient der Schnecke als Kriechdecke.
Eine solche „schwimmende" Lage an der Oberfläche nimmt die Schnecke jedesmal
ein, wenn sie atmen will. An der Mündung des Gehäuses (nahe am Rande) kann man
beim Atmen der Schnecke eine Öffnung bemerken, eine trichterförmige Röhre, welche
in eine größere Höhle (zwischen Körper und Mantel), die „Atemhöhle", führt. Die
Wand dieser Atemhöhle ist mit einem feinen Adergeflecht durchzogen, welches die
„Lungen" der Schnecken bildet. „Wer an einem stillen Sommcrtage an einem Sü߬
wassertümpel weilt, der kann von Zeit zu Zeit die „Schneckenstimme", ein halb gluck¬
sendes, halb blasendes Geräusch, vom Wasserspiegel her hören. Eine Schlammschnecke
ist vom Grunde des Wassers emporgestiegen, hat ihr Atemloch genau in die Höhe
des Wasserspiegels gebracht und die mit Kohlensäure erfüllte Luft ihrer Atcmhöhle
hervorgeblasen. Eine Weile hängt sie nun, mit der Schale nach unten, an der Ober¬
fläche, wobei die Ränder des Atemlochs genau derselben anhaften, und nimmt neue
Luft ein."
3. Nahrung und Vermehrung. Die Nahrung der Schnecke besteht aus Pflanzen¬
teilen. Besonders gern verschlucken sie Wasserlinsen. Auch fressen sie Stücke aus den
schwimmenden Blättern größerer Wasserpflanzen heraus. — Die Vermehrung der
Schnecke geschieht - ähnlich wie bei den Fröschen (S. 199) — durch „Laich". Aus
den Eiern kriechen die jungen Schnecken, gleich mit einem Häuschen umgeben,
121. Der Guarz.
1. Vorkommen. In schnell fließenden Bächen und Flüssen finden wir nicht
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