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rakter war er gutmütig und milde und wurde deshalb von seinem Volke aufrichtig
geliebt. Bei Beginn seiner Regierung erhob er seinen Erzieher, den trefflichen Dankel⸗
mann, zu seinem ersten Ratgeber und ver—
waltete sein Land in der sparsamen Weise
seines Daters Da er aber von großem
Ehrgeize erfüllt war, wollte er es bald dem
prunkliebende Franzosenkönige Ludwig XIV.
gleichtun. Als Dankelmann ihm über die
wachsenden Ausgaben der hofhaltung Vor—
stellungen machte, fiel er in Ungnade, und
ein andrer Katgeber, der sich durch Schmei—
chelei Friedrichs Gunst erworben hatte, trat
an seine Stelle. Nun folgte am hofe ein
prächtiges Fest auf das andre. — Als Lud—
wig XIV. den 3. Kaubkrieg gegen Deutschland
begann, zog Friedrich III. wie einst sein
Vater an den Khein, und seine Truppen
nahmen den Franzosen die von ihnen besetzte
Stadt Bonn wieder weg. Der Krieg wurde
jedoch vom Kaiser ohne Eifer betrieben, so daß
Friedrich I. Cudwig XIV. beim Friedensschlusse Straßburg
und andre geraubte Keichsstädte behalten konnte.
2. Friedrich wird König in Preußen. Friedrich besaß unter allen deutschen
Reichsfürsten nächst dem Kaiser das größte Landgebiet, und Brandenburg genoß seit
der Zeit seines Vaters hohes Ansehen. Als nun der RKurfürst von Sachsen, dessen Macht
der brandenburgischen nachstand, König von Polen wurde, erwachte in Friedrich der
glühende Wunsch, ebenfalls die Königswürde zu erlangen. Als deutscher Reichsfürst
konnte er es nicht, da es in Deutschland nur einen König gab, nämlich den Kaiser—
Friedrich war aber zugleich unabhängiger herzog in Preußen, das nicht zum Reiche
gehörte. Dort war seine Erhebung zum Könige möglich; freilich mußte der deutsche
Kaiser ihn als König anerkennen. Der Kurfürst scheute am hofe zu Wien weder Mühe
noch Kosten, um die Zustimmung zu erhalten. Endlich willigte der Kaiser ein, und Fried—
rich versprach dafür, ihm in dem spanischen Erbfolgekriege (6. 79) 8000 Mann Truppen
zu senden. — Nun zog der Kurfürst mit einem großen Gefolge, zu dessen Fort—
schaffung mehr als 300 Wagen gebraucht wurden, nach Königsberg. Im Saale des
Schlosses, wo sich die vornehmsten Männer des Landes und die Stände des herzogtums
Preußen versammelt hatten, war der Thron aufgeschlagen. Dort setzte Friedrich UIl.
sich selbst und seiner Gemahlin am 18. Januar 1701 die Königskrone auf
das haupt. Unter einem Thronhimmel, der von preußischen Edelleuten getragen
wurde, im Purpurmantel und mit der Krone auf dem haupte, begab er sich dann nach
der Kirche, wo die feierliche Salbung durch den Geistlichen stattfand. Mehrtägige öffent—
liche Feste folgten auf die Krönung. Der Kurfürst nannte sich von nun an „Friedrich JL.
König in Preußen“. Zum Andenken stiftete er den „hohen Orden vom schwarzen
Adler“, der die Inschrift trägt: „Suum cuique“ d. h. „Jedem das Seine“. Für die
Bewohner aller brandenburgisch-preußischen Lande kam nun der Name Preußen
auf. — Dem Kaiser hielt der neue RKönig sein Versprechen treulich, und unter