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Söhne Pipin und Ludwig sollten als Unterkönige Teile des Reiches erhalten, 
Pippin den Südwesten Galliens, Ludwig Bayern und Böhmen. Als Ludwig 
ans zweiter Ehe noch ein Sohn geboren wurde, Karl der Kahle genannt, 
bestimmte er auch für diesen Teile des Reiches. Das erbitterte die Söhne 
ans erster Ehe, und sie zogen gegen den Vater zu Felde. Jetzt wiederholten 
sich unter den letzten Karolingern alle jene Bruderkriege, die schon unter den 
Merowingern eine große Gefahr für die Einheit des Reiches waren. Bei 
Kolmar im Elsaß (833) standen sich die Heere gegenüber. Viele Großen des 
Reiches verließen den alten Kaiser und gingen zu den Söhnen über', das Feld 
wird darum das Lügenfeld genannt. Ludwig mußte sich seinen Söhnen ergeben 
unb wurde von Lothar gefangen gehalten, der nun über das Reich herrschte. Da 
Ludwig sich seinem Bruder nicht unterordnen wollte und auch seine Tat gegen den 
Vater bereute, befreite er diesen und setzte ihn wieder zum Kaiser ein. Als 
Pippin starb, wollte Ludwig der Fromme Pippins Anteil Karl dem Kahlen 
zuwenden. Da empörte sich Ludwig gegen den Vater. Auf dem Zuge gegen 
Ludwig starb der Kaiser auf einer Rheininsel bei Ingelheim 840. 
b) Der Vertrag zu Verdun 843. Lothar beanspruchte nun die 
Oberhoheit über das ganze Reich, während Ludwig und Karl eine Teilung 
forderten. Noch einmal tobte der Bruderkrieg, in dem Lothar besiegt wurde. 
Im Vertrage zu. Verdun 843 versöhnten sich die Brüder und teilten das 
Reich. Lothar wurde Kaiser und erhielt Italien und dazu einen Land- 
strich vom Mittelmeer bis zur Nordsee westlich von den Alpen und vom 
Rhein. Ludwig bekam Ostfranken mit der Hauptstadt Regensburg und er¬ 
hielt den Beinamen „der Deutsche". Karl der Kahle erhielt Westfranken 
mit Paris. Das Reich Karls des Großen zersiel also in drei Reiche: 
Italien, Deutschland und Frankreich. So begann durch den Vertrag zu 
Verdun die Scheidung der Völker in Nationen. Die Ostfranken sprachen die 
deutsche, die Westfranken die französische Sprache, und in Italien bildete 
sich aus der lateinischen die italienische Sprache. Deutschland trat von 
nun ab als selbständiges Reich auf; aber nur Ludwig der Deutsche ver¬ 
stand es, die einzelnen Stämme, Bayern und Aleniannen, Sachsen und 
Franken, an die Reichseinheit zu gewöhnen. 
e) Die letzten Karolinger. Bei seinem Tode teilte Ludwig das 
Reich unter seine drei Söhne. Da die beiden ältesten früh starben, vereinigte 
Karl der Dicke noch einmal das gatize Ostfrankenreich. Er wurde auch zuni 
Könige der Westfranken gewählt, als dieses Reich einem minderjährigen Erben 
zufiel. Ferner erwarb er die Kaiserwürde und die Herrschaft über Italien. 
Das Reich Karls des Großen war noch einmal erstanden; aber wie sah es 
im Innern des Reiches ans, wie gering war die Macht des Kaisers! In 
Italien herrschten der Papst und die Bischöfe; in Frankreich war der Adel 
groß und mächtig geworden. Dazu erstand dem Reiche ein gefährlicher Feind 
in den Norniannen, die die innere Zerfahrenheit des Reiches benutzten, in 
das Reich einzudringen. Die Normannen waren ein wildes Räubervolk. 
das seine Heimat in Norwegen und Dänemark hatte. Sie hatten England 
erobert, den nördlichen Teil Frankreichs, die Normandie, in Besitz genommen und 
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