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vor Jtzenplitz behüt' uns, lieber Herre Gott." Ja, die Frechheit der Raub¬
ritter ging so weit, daß sie an die Tür des kurfürstlichen Schlafgemachs die
Drohworte schrieben: „Joachimke, Joachimke, Hüde dy, fange wy dy, so hange
wy dy!" Auf der Köpenicker Heide wollten sie ihn überfallen und um¬
bringen. Ein Bauer aber warnte den Kurfürsten. Nun ging Joachinr mit
eiserner Strenge gegen den Raubadel vor; in einem Jahre ließ er 70 Räuber
ergreifen und hängen oder enthaupten. Als man einmal die Hingerichteten
bedauerte, sagte er: „Nicht adliges Blut habe ich vergossen, sondern Räuber
und Schelme nach Verdienst bestraft." In Berlin gründete er das Kammer¬
gericht als obersten Gerichtshof. Es sollte aber auch besonders die Streitig¬
keiten der Adligen untereinander schlichten.
Der weise Regent. Joachim I. beschäftigte sich gern mit gelehrten
Studien. Den Beinamen Nestor erhielt er als vorzüglicher Sprecher der
deutschen Fürsten auf den Reichstagen. Um die Bildung seiner Märker zu
heben, führte er den Plan seines Vaters aus und gründete 1506 die Uni¬
versität Frankfurt a. O., die 1811 nach Breslau verlegt wurde. Die neu-
gegründete Universität wurde nicht sehr besucht. Die meisten Studenten
gingen damals nach Wittenberg, um Luther und Melanchthon zu hören. —
Joachim vergrößerte die Mark, indem er nach dem Aussterben der Grafen
von Ruppin ihr Land mit der Mark vereinigte. 1529 schloß er mit den
Herzögen von Pommern den Grimnitzer Vertrag. Er verzichtete auf die
Lehnshoheit, erhielt aber dafür die feierliche Anerkennung des brandenbur-
gischen Erbrechts auf Pommern.
Der Gegner der Reformation. Joachim war ein entschiedener Gegner
der Reformation. Er konnte es nicht verstehen, daß die kirchliche Reformation
von einem schlichten Mönch, wie Dr. Martin Luther, durchgeführt wurde.
Eine Reform der Kirche hielt er selbst für notwendig; aber nach seiner Mei-
nung konnte sie nur vom Papste oder vom Kaiser ausgehen. Er zürnte
Luther auch, weil dieser den Ablaß sehr scharf verurteilt hatte. Sein eigener
Bruder, der Erzbischof von Mainz und Magdeburg, war nämlich der Haupt-
Unternehmer des Ablaßhandels in Deutschland. Außerdem glaubte er, die
lutherische Lehre wiegele die Untertanen gegen ihre Herrscher auf. Er schritt
darum mit aller Strenge gegen die neue Lehre ein, konnte aber ihren Sieges¬
lauf nicht aufhalten; ja er mußte es erleben, daß seine eigene Gemahlin
Elisabeth eine eifrige Anhängerin des Luthertums wurde; vor seiner Rache
floh sie nach Sachsen.
Joachim II. Hektor 1535—1571. Einführung der Reformation. Gegen
das Hausgesetz seines Großvaters hatte Joachim I. eine Teilung der Mark
verfügt; dem ältesten Sohne Joachim II. übertrug er die Kurwürde, und den
zweiten Sohn machte er zum Markgrafen der Neumark. Sie regierten bis
zu ihrem Tode einträchtig nebeneinander. Beide waren Anhänger der Re¬
formation und führten sie in ihren Ländern ein: Johann sofort, Joachim
im Jahre 1539. Am 1. November 1539 nahm er in der Nikolaikirche zu
Spandau feierlich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Seinem Beispiele
und seiner Aufforderung folgte schon am nächsten Tage der Rat von Berlin