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Deshalb vermehrte er es auf 28 000 Mann. Früher war es Sitte, daß die 
Obersten und Hauptleute die Truppen für ihre Rechnung anwarben unb da- 
mit ein gntes Geschäft machten', nun bildete sich der Kurfürst ein landesherr- 
liches Heer, dessen Obersten er selbst ernannte. In Kolberg errichtete er eine 
Kriegsschule, die tüchtige Offiziere heranbildete. Er ließ eigene Waffen- und 
Munitionsfabriken bauen. Bei der Einrichtung des Heeres standen ihm treu 
zur Seite Otto von Sparr, der Schöpfer des Geschützwesens, und Derfflinger, 
der Schöpfer der brandenburgischen Reiterei. Nach dem Vorbilde des fran¬ 
zösischen Heeres bekam auch das brandenbnrgische Uniform. Die Soldaten 
waren meist Landeskinder und wurden durch fleißiges Exerzieren vortrefflich 
für den Kriegsdienst vorbereitet. 
ä) Kriegerische Erfolge. Teilnahme am schwedisch-polnischen 
Kriege 1655 — 1660. Die Königin Christine von Schweden, Gustav Adolfs 
Tochter, verzichtete 1651 zugunsten ihres Vetters Karl Gustav von Pfalz- 
Zweibrncken auf den schwedischen Thron. Aber der polnische König Johann 
Kasimir erhob als der leiste Wasa Ansprüche auf die schwedische Königskrone 
und versagte Karl X. die Anerkennung. Die Folge war ein Krieg zwischen 
Schweden und Polen, an dem sich auch Brandenburg beteiligen mußte. Der 
Große Kurfürst wurde von Karl X. genötigt, ihn als seinen Lehnsherrn an¬ 
zuerkennen und mit ihm ein Bündnis zu schließen. Der Polenkönig war 
über das schwedisch-braudeuburgische Bündnis sehr erbittert und drohte dem 
Kurfürsten, er werde ihn in einen Kerker iverfen lassen, wo ihm weder Sonne 
noch Mond scheine. Allein in der dreitägigen blutigen Schlacht bei Warschau 
(1656) errangen Schweden und Brandenburger einen glänzenden Sieg über 
die an Zahl weit überlegenen Polen. Zum Lohne erkannte Karl X. den Kur¬ 
fürsten als unabhängigen Herzog von Preußen an. Später traten der Kaiser 
und die Dänen auf die Seite der Polen. Karl eilte mit seiner Kriegsmacht 
nach Dänemark, uni gegen die Dänen zu kämpfen. Der Kurfürst stand nun 
den Polen allein gegenüber. Da schloß er mit dem Polenkönige ein Bünd¬ 
nis; auch dieser erkannte ihn jetzt als unabhängigen Herzog von Preußen 
an. Als bald darauf Karl X. starb, schloffen die kriegführenden Mächte 1660 
im Kloster Oliva bei Danzig Frieden. Brandenburg erhielt Preußen als 
(souveränes) unabhängiges Herzogtum. 
Ruhmvoller Krieg gegen die Schweden (1674—1679). Bei 
den Kämpfen am Rhein hatte sich der brandenbnrgische Kurfürst mit seinem 
schlagfertigen Heer als Ludwigs gefährlichster Feind erwiesen. Um ihn zum 
Abzüge zu bewegen, veranlaßte Ludwig die Schiveden zu einem Einfalle in 
die Mark. Die Bauern bewaffneten sich mit Sensen und Heugabeln und 
zogen gegen die Schweden. Ihre Fahnen trugen die Inschrift: „Wir sind 
Bauern von geringem Gut und dienen unserem Kurfürsten mit Leib und 
Blut." Sie konnten aber nichts ausrichten (1674). Jni nächsten Frühjahr 
brachte dann der Kurfürst seinem Laude die ersehnte Hilfe. Er gewann von 
den drei Havelpässen .Havelberg, Rathenow und Brandenburg den mittleren 
und schob sich wie ein Keil in die feindliche Armee. Am 28. Juni 1675 
holte er die fliehenden Schweden vor Fehrbellin ein und brachte ihnen, obwohl 
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