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Sehapparat heißt nach seiner Gestalt Augapfel. Er besteht aus der weißen 
Augenhaut mit der durchsichtigen Hornhaut, der dunklen Aderhaut mit der 
Regenbogenhaut und der Netzhaut mit dem gelben Fleck. Die Dffuuug in 
der Regenbogenhaut heißt Sehmund oder Pupille. Das Innere des Aug¬ 
apfels wird durch die Linse in die vordere und hintere Augenkammer ge¬ 
teilt; die vordere enthält das Augenwasser, und die hintere ist von einer- 
gallertartigen Masse, dein Glaskörper, erfüllt. 
b) Licht ist Ätherschwingung; zuerst schwingt der Äther in der Licht¬ 
quelle, dann der Äther in der Luft und zuletzt der Äther im Auge. Die 
Lichtstrahlen gelangen durch Hornhaut, Augenwasser, Pupille, Linse und Glas¬ 
körper auf die Netzhaut, und es entsteht hier, wie auf der photographischen 
Platte, ein wirkliches, umgekehrtes, verkleinertes Bild des Gegenstandes. 
Der Nerv teilt die Erregung dem Gehirn mit, unser Bewußtsein verfolgt die 
Lichtstrahlen zu dem beleuchteten Gegenstände und nimmt ihn wahr. Beim 
Sehen mit beiden Augen entstehen zwei verschiedene Bilder, die sich aber 
zu einem Bilde, das dann körperlich erscheint, ergänzen; davon macht das 
Stereoskop Anwendung. Weil das Bild auf der Netzhaut 1/3 bis % Sekunde 
bleibt, erscheint eine im Kreise bewegte glühende Kohle als leuchtender Kreis, 
und die im Kreise schwingenden Kugeln des Zeutrifugalregulators bilden 
scheinbar einen Metallring; diese optische Täuschung wird vom Schnellseher 
und vom Kinematographen benutzt. Beide Apparate führen dem Auge in 
rascher Aufeinanderfolge Momentaufnahmen vor, die z. V. ein galoppierendes 
Pferd in seinen verschiedenen Stellungen wiedergeben; daun reihen sich die 
Bilder auf der Netzhaut ohne Unterbrechung aneinander, und wir urteilen, 
das Pferd bewegt sich. 
e) Weil in der frühesten Jugend der Schutz- und Bewegungsapparat 
des Auges noch sehr unvollkommen arbeiten, verlangt der Sehapparat daun 
die größte Schonung. Ein Drittel aller Blinden hat durch die Unvorsichtig¬ 
keit und den Unverstand der Erwachsenen in den ersten Lebenstagen die Seh¬ 
kraft eingebüßt. Durch einseitigen Gebrauch der Augenmuskeln lernt manches 
gesunde Kind schielen. Ein ins Auge gekommener Fremdkörper wird ge¬ 
wöhnlich durch die Tränen nach dem inneren Augenwinkel gebracht; wir 
müssen dabei das Auge offen halten und bewegen, um die Entfernung zu 
erleichtern. Vor heftigein Druck, Stoß oder Schlag, soivie vor dem plötz¬ 
lichen Wechsel zwischen Dunkelheit und Licht ist der Sehapparat zu schützen; 
nur auf ärztliche Anordnung darf man ein Auge verbinden. Beim grauen 
Star, der in einer Trübung der Linse besteht, wird die Linse heransgenommen 
und durch eine Starbrille mit starken Konvexgläsern ersetzt. Unser Auge ist 
gewöhnlich auf große Entfernungen eingestellt; will man nahe Gegenstände 
betrachten, so wird die Linse stärker gekrümmt. Weil mit den Jahren das 
Auge diese Anpassungsfähigkeit verliert, sind alte Leute nieist weitsichtig; 
beim Nahsehen müssen sie der flachen Linse durch eine Konvexbrille zu Hilfe 
kommen. Von der Weitsichtigkeit, die ein Altersfehler ist, sind die Kurz, 
und Übersichtigkeit zu unterscheiden, die meist angeboren sind. Die Kurz- 
sichtigkeit kann auch durch schlechte Haltung beim Lesen und Schreiben er-
	        
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