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leicht entzündet werden, wenn man ihn durch Schütteln vergast hat. Hält
man einen Holzspan über den Zylinder einer brennenden Lampe, so zeigt
sich zuerst in einiger Entfernung darüber eine Flamme, die sich dann senkt
und schließlich den Körper selbst ergreift. Durch die Erwärmung entsteht
also aus dem festen Körper ein brennbares Gas. Bringt man ein brennen¬
des Streichholz an den Docht einer Stearinkerze, so entzündet er sich nicht
sogleich, sondern erst, nachdem das obere Stearin flüssig und dann gasförmig
geworden ist. Bläst man die Flamme ans, so steigt ein weißes Gas ans,
das oberhalb des Dochtes entzündet werden kann.
In der Flamme einer Stearinkerze leuchtet der Kohlenstoff. Die
Bnnsenflamme ist an sich nicht leuchtend. Hält man aber einen Platindraht
hinein, so leuchtet sie hell ans. Bei dem Auerschen Gasglühlicht wird die
Flamme dadurch helleuchtend, daß man einen aus festen Metalloxyden be¬
stehenden Strumpf hineinbringt. In einer Flamme wird also Licht von
festen Körpern ausgestrahlt. Auch die Flamme einer Stearinkerze leuchtet.
Kühlt man sie durch ein Stück Porzellan ab, so setzt sich darauf eine Schicht
von festem Ruß an, der also in der Flamme vorhanden ist und das Leuchten
bewirkt. Der Ruß ist Kohlenstoff.
Der Kohlenstoff ist der Hauptbestandteil des Pflanzen- und Tierkörpers.
Jeder Pflanzenstoff, z. B. Holz, Stärke und Zucker, verkohlt, wenn er bei
Luftabschluß erhitzt wird. Außer dem Kohlenstoff enthält er Sauerstoff und
Wasserstoff. Denn wenn man eine Znckerlösung mit Schwefelsäure versetzt,
die bekanntlich Wasser an sich reißt, so scheidet sich augenblicklich Kohle aus.
Wird Zucker über starkem Feuer erhitzt, so entweicht Wasserdampf; zurück
bleibt eine braunschwarze Masse, die unter dem Namen Zuckerkoulenr zum
Färben von Speisen und Bier dient. Auch tierische Stoffe verkohlen beim
Erhitzen. Der Braten wird an der Oberfläche, wenn hier das Wasser ver¬
dampft ist, braun und schließlich schwarz. Die organischen Körper sind
also Verbindungen von Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff..
Der Tierkörper enthält außerdem Stickstoff.
Die Eigenschaften der organischen Kohle. Sie ist unschmelzbar und
wird weder vom Wasser noch von irgend einer andern Flüssigkeit gelöst.
Darum werden Pfähle, die in die Erde oder ins Wasser gesenkt werden
sollen, an der Oberfläche verkohlt. In Venedig steht ein Teil der Häuser
auf derartigen Holzpfählen. Da die Kohle auch von Säuren nicht ange¬
griffen wird, fertigt man aus Kienruß dauerhafte schwarze Farbstoffe, wie
chinesische Tusche und Buchdrnckerschwürze. Die organische Kohle ist sehr
porös und hat die Fähigkeit, auf ihrer Oberfläche gewisse Stoffe zu ver¬
dichten und festzuhalten. Holzkohle sangt vorwiegend Gase ans. Darum
verwendet man sie zum Filtrieren von übelriechendem Wasser und znm Des¬
infizieren von Ställen. Knochenkohle hält besonders Farbstoffe fest; mit ihr
entfärbt man in den Zuckerfabriken den braunen Rübensaft. Auch dient sie zum
Entfuseln von Branntwein. Die poröse Holzkohle ist ein schlechter, die iu
den Gasanstalten gewonnene Gaskohle ein guter Leiter der Elektrizität.
Diamant und Graphit sind reiner Kohlenstoff. Wird organische Kohle