422 
leicht entzündet werden, wenn man ihn durch Schütteln vergast hat. Hält 
man einen Holzspan über den Zylinder einer brennenden Lampe, so zeigt 
sich zuerst in einiger Entfernung darüber eine Flamme, die sich dann senkt 
und schließlich den Körper selbst ergreift. Durch die Erwärmung entsteht 
also aus dem festen Körper ein brennbares Gas. Bringt man ein brennen¬ 
des Streichholz an den Docht einer Stearinkerze, so entzündet er sich nicht 
sogleich, sondern erst, nachdem das obere Stearin flüssig und dann gasförmig 
geworden ist. Bläst man die Flamme ans, so steigt ein weißes Gas ans, 
das oberhalb des Dochtes entzündet werden kann. 
In der Flamme einer Stearinkerze leuchtet der Kohlenstoff. Die 
Bnnsenflamme ist an sich nicht leuchtend. Hält man aber einen Platindraht 
hinein, so leuchtet sie hell ans. Bei dem Auerschen Gasglühlicht wird die 
Flamme dadurch helleuchtend, daß man einen aus festen Metalloxyden be¬ 
stehenden Strumpf hineinbringt. In einer Flamme wird also Licht von 
festen Körpern ausgestrahlt. Auch die Flamme einer Stearinkerze leuchtet. 
Kühlt man sie durch ein Stück Porzellan ab, so setzt sich darauf eine Schicht 
von festem Ruß an, der also in der Flamme vorhanden ist und das Leuchten 
bewirkt. Der Ruß ist Kohlenstoff. 
Der Kohlenstoff ist der Hauptbestandteil des Pflanzen- und Tierkörpers. 
Jeder Pflanzenstoff, z. B. Holz, Stärke und Zucker, verkohlt, wenn er bei 
Luftabschluß erhitzt wird. Außer dem Kohlenstoff enthält er Sauerstoff und 
Wasserstoff. Denn wenn man eine Znckerlösung mit Schwefelsäure versetzt, 
die bekanntlich Wasser an sich reißt, so scheidet sich augenblicklich Kohle aus. 
Wird Zucker über starkem Feuer erhitzt, so entweicht Wasserdampf; zurück 
bleibt eine braunschwarze Masse, die unter dem Namen Zuckerkoulenr zum 
Färben von Speisen und Bier dient. Auch tierische Stoffe verkohlen beim 
Erhitzen. Der Braten wird an der Oberfläche, wenn hier das Wasser ver¬ 
dampft ist, braun und schließlich schwarz. Die organischen Körper sind 
also Verbindungen von Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff.. 
Der Tierkörper enthält außerdem Stickstoff. 
Die Eigenschaften der organischen Kohle. Sie ist unschmelzbar und 
wird weder vom Wasser noch von irgend einer andern Flüssigkeit gelöst. 
Darum werden Pfähle, die in die Erde oder ins Wasser gesenkt werden 
sollen, an der Oberfläche verkohlt. In Venedig steht ein Teil der Häuser 
auf derartigen Holzpfählen. Da die Kohle auch von Säuren nicht ange¬ 
griffen wird, fertigt man aus Kienruß dauerhafte schwarze Farbstoffe, wie 
chinesische Tusche und Buchdrnckerschwürze. Die organische Kohle ist sehr 
porös und hat die Fähigkeit, auf ihrer Oberfläche gewisse Stoffe zu ver¬ 
dichten und festzuhalten. Holzkohle sangt vorwiegend Gase ans. Darum 
verwendet man sie zum Filtrieren von übelriechendem Wasser und znm Des¬ 
infizieren von Ställen. Knochenkohle hält besonders Farbstoffe fest; mit ihr 
entfärbt man in den Zuckerfabriken den braunen Rübensaft. Auch dient sie zum 
Entfuseln von Branntwein. Die poröse Holzkohle ist ein schlechter, die iu 
den Gasanstalten gewonnene Gaskohle ein guter Leiter der Elektrizität. 
Diamant und Graphit sind reiner Kohlenstoff. Wird organische Kohle
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.