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Vili. Sozialpolitik
Kommunismus ausgeschlossen erscheint. Dieser erstrebt eine zwangsweise Regelung
aller Lebensverhältnisse des einzelnen. Der Anarchismus will eine Zerstörung der
gegenwärtigen Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsordnnng durch Gewalt.
2. Geschichtlicher Überblick líber die sozialen Bestrebungen.
a) Staatssozialismus in Sparta. Klassenkämpse in Athen und soziale Maß
nahmen. Kapitalismus und Kommunismus.
Qu. 1,1 Im Altertum finden wir in Sparta die vollständig ausgebildete Herr-
vii. io schaft einer Herrenklasse, der Spartiaten.
Sie sind die Krieger und Majoratsbesitzer, sie haben alle politischen Rechte nnd
sind nach dem Grundsatz der Gemeinschast organisiert. Grund und Boden gehört dem
Staat. Wir sehen hier also eine Art Staatssozialismus in einfachen Verhältnissen.
Gar keine politischen Rechte besaßen Periöken und die hörigen Heloten. Die ersteren
sind die kleinen Bauern, Handwerker und Gewerbetreibenden. Im 3. Jahrhundert
forderten die Sozialrevolutionäre die Heranziehung der Periöken und Neuaufteilung
des Grundbesitzes.
vii, 45 Im athenischen Staate stehen sich die Klassen des adligen Grund¬
besitzerstandes und des ackerbau-, Handel- unb gewerbetreibenden Mittel¬
standes gegenüber. Daneben erscheint die rechtlose Klasse der Sklaven,
vii, 46 Die Reform Drakons erstrebte eine Erleichterung für den Mittelstand,
indem das Gewohnheitsrecht aufgezeichnet, ein bürgerliches Geschworenen¬
gericht begründet wurde.
Um die staatsbürgerlichen Rechte gleichmäßiger zu verteilen, wurde eine Klassen¬
einteilung nach dem Jahresertrag des Grundbesitzes durchgeführt. Die erste und
zweite Klasse umfaßte Großgrundbesitz und Großkapital, die beiden anderen den ge¬
samten Mittelstand.
VII, 47 Den Höchstbesteuerten wurden dann durch Solon besondere Ehren¬
leistungen (Leiturgien) auferlegt. Dem Mittelstände sollte durch Streichung
Qu. i, i von Grundstücksschulden (Hypotheken), Aufhebung der Schuldknechtschaften,
gesetzliche Begrenzung des Güteraufkaufs durch einzelne geholfen werden,
vii, 5i Hatten aber in der Solonischen Verfassung immer nur die besitzenden
Klassen die Herrschaft, seit Kleisthenes wurden auch die nichtbesitzenden
zur Staatsverwaltung zugelassen. Die Macht des grundbesitzenden Adels
wurde durch Auflösung der alten Geschlechterverfassung völlig gebrochen,
vii. 75 Unter Perikles suchte man das Ideal der Demokratie auch auf dem
Qu. ii, i Gebiete der sozialen Gleichheit herzustellen. Der letzte Rest eines Klassen¬
gerichts, der Areopag, wurde beseitigt. Alle Bürger konnten, da Loswahl
herrschte, in die Beamtenstellen einrücken. Die ärmere Bevölkerung erhielt
sogar vom Staate eine Unterstützung zur Ausübung politischer Rechte. Die
Reichen wurden durch die Trierarchie, Choregie, Gymnasiarchie stark be¬
lastet.
In späteren Zeiten siegte in Athen der Kapitalismus auf allen Gebieten.
Die Großkaufleute, Reeder, Bankiers machten durch Geld unter Benutzung der demo-
vii, 97 kratischen Verfassungsformen die wirtschaftlich Schwachen von sich abhängig. Das
sinkende Hellenentum sah dann noch den Kommunismus aufkommen. Zum So¬