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ist Italien arm, vor allem mangeln Steinkohlen. Marmor und Schwefel
werden ausgeführt. — Die Italiener, Romanen und durchweg
katholisch, haben angeborenen Schönheitssinn und sind daher für die Kunst
reich begabt (Musik, Malerei, Bildhauerei). Kein Land hat mehr Kunst-
schätze als Italien: Maler und Bildhauer gehen dahin, um zu lernen. Der
Süditaliener ist träge, leidenschaftlich und greift leicht zu Messer und Dolch;
der Norditaliener ist ernster und arbeitsamer und übernimmt vielfach Arbeit
in fremden Ländern, namentlich auch in Deutschland. — Seit 1870 ist ganz
Italien zu einem Königreich vereinigt. In Afrika besitzt es etwa y2 Mill. qkm
mit kaum 1 Mill. Einw.
3. Landschaften und Städte.
a) Oberitalien. Die wichtigste Landschaft ist hier die Lombardische
Ti e f e b e n e oder die P o e b e n e zwischen Alpen und Apenninen. Sie war
einst ein Busen des Adriatischen Meeres und ist durch die Sinkstoffe der Flüsse,
besonders des Po und der Etsch, ausgebaut. Reste des Busens sind die schönen
und tiefen italienischen Alpenseen, wie der Lange See, Komersee und
G a r d a s e e , aus welchen der T e s s i n, die A d d a und der M i n c i o (mintscho)
dem Po zufließen. Noch fortwährend schiebt sich das Land weiter ins Adriatische
Meer vor, so daß jährlich etwa 1 qkm Land gewonnen wird. Wo sich an der Küste
die Fluß- und Meeresströmungen begegnen, bilden sich Sandbänke und dahinter
Strandseen (Lagunen). — Die Ebene ist gegen die kalten Nordwinde geschützt
und der aufgeschwemmte Boden hat große Fruchtbarkeit. Neben üppigen Wiesen
finden wir ertragreiche Weizen-, Mais- und Reisfelder (letztere erfordern künstliche
Bewässerung); in den Feldern stehen Marllbeer- und Obstbäume, an denen der
Wein emporrankt. Oberitalien ist dicht bevölkert (über 140 Einw. auf 1 qkm) und
hat daher viele Städte. —Turin, 340 000 Einw.; hier trifft die Eisenbahnlinie
von Frankreich durch den Mont Cenis den Po. M a i l a n d , fast y2 Mill. Einw.,
am Treffpunkt wichtiger Alpenstraßen, ist Hauptsitz der Seidenindustrie; berühmt
ist sein Marmordom. Venedig, 150 000 Einw., ist auf mehr als hundert
Lagunen-Jnselchen gebaut und Kanüle dienen als Straßen (Gondeln); ehemals
war Venedig ein reicher Welthandelsplatz. Genna, 240 000 Einw., vom Meere
aus halbkreisförmig am Apennin aufsteigend, ist der bedeutendste Handelshafen
Italiens. Die Küstenstriche zu beiden Seiten von Genua sind die berühmte
Riviera (^ Küste) mit vielen Winterkurorten (z. B. San Remo); in der
Ebene merke noch die Festungen Mantua, Veröna und Bologna, anr
Apennin die verfallene Burg C a n o f s a und die Zwergrepublik San Marino.
b) Mittelitalien. Die sumpfigen, von der Malaria heimgesuchten
Küstenebenen find in der kühleren Jahreszeit von Büffeln, Schafen und Ziegen
belebt, die aber schon im Mai ins Gebirge zurückgeführt werden. Der Getreidebau
ist gering, dagegen liefern Weinstock, Oliven-, Obst- und Kastanienbäume reiche
Erträge. Bei C a r r a r a sind berühmte Marmorbrüche; die Insel Elba (Napoleon
1814) hat treffliche Eisenerze. — Die Hauptst. Rom, über % Mill. Einw., ist
Residenz des Königs (auf dem Quirinal) und des Papstes (im Vatican). Die
Stadt ist reich an prächtigen Kirchen (die Peterskirche ist die größte Kirche der Erde)