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und Palästen, an großartigen Ruinen und Kunstschätzen aller Art. Vor den Toren
der Stadt befinden sich die Katakomben, d. s. unterirdische Gänge und
Räume, oft in mehreren Stockwerken übereinander, die den ersten Christen als
Grabstätten, oft auch als Versammlungsplätze dienten. Florenz (die
„Blühende"), 210 000 Einw., liegt in einem schönen, fruchtbaren Bergkessel, ist
ungemein reich an Kunstschätzen und hat bemerkenswerte Seidenwebereien
und Strohhutflechtereien.
c) Unteritalien und die Inseln. Durch den Busen von Tarent werden
die beiden Halbinseln Kalabrien und Apulien gebildet, erstere von Erd¬
beben häufig heimgesucht, letztere z. T. Flachland und steppenartig. Wein und
Olivenbau sind die wichtigsten Erwerbsquellen, doch herrscht viel Armut, und die
Bettelei ist den Fremden lästig. In dem dicht bevölkerten und sehr fruchtbaren
(200 Einw. auf 1 qkm) Kampanien liegt an einer herrlichen Bucht Neapel,
560 000 Einw., die größte Stadt Italiens. Sie gilt als die schönste Stadt der
Erde und daher sagt man: „Sieh Neapel und stirb!" 15 km östl. der Stadt erhebt
sich der fast stets rauchende Vesuv, der 79 n. Chr. die Städte Herkulanum
und P o m p e j i verschüttete. (Ausgrabungen!) Wegen ihrer Schönheit berühmt
ist die Blaue Grotte auf der Insel Capri. B r i n d i s i an der Ostküste
ist wichtig als Ausgangspunkt von Dampferlinien. — Die dichtbevölkerte, schöne
und fruchtbare Insel Sizilien ist vom Gipfel des Ätna fast ganz zu
übersehen. Die Hauptst. Palermo hat 310 000 Einw.; die schöne Hafenstadt
Messina wurde 1908 durch ein Erdbeben fast völlig zerstört; Syrakus ist
jetzt eine unbedeutende Stadt. — Die gebirgige Insel Sardinien ist sehr dünn
bevölkert. Die stark befestigte Insel Malta ist britisch.
1. Bestimme nach der Karte das Verhältnis der Länge zur Breite von Italien,
und weise die „Stiefelgestalt" des Landes nach! — 2. Welche Eisenbahnlinien verbinden
Italien mit den Nachbarländern? — 3. Vergl. Größe und Bevölkerung Italiens init der
Preußens! — 4. Warum nennt man Rom die „ewige Stadt"?
8 36. Die Balkanhalbinsel und Rumänien.
1. Lage und Gliederung. Die Balkanhalbinsel, der 80
Europas, ist im N begrenzt durch die Flußtäler der Sau (Save) und Donau
und im 8 ungemein reich gegliedert. An der Westküste (im Adriatischen und
Jonischen Meere) und besollders im Ägaischen Meere liegen zahlreiche
Inseln; die letzteren bilden gleichsam eine Brücke zwischen Asien und Europa.
Beide Erdteile treten noch näher aneinander bei den Dardanellen und den:
Bosporus; der Besitzer dieser Meeresstraßeli beherrscht den Verkehr zwischen
dem Schwarzen und Mittelländischen Meere. — Die ganze Halbinsel ist
durchweg gebirgig. Im westl. Teile laufen die Gebirgsketten meist von
NW nach SO, wie die waldarmen, höhlenreichen D i n a r i s ch e n Alpen
und der P i n d u s, im östl. von W nach 0, wie der waldreiche Balkan.
Am Busen von Saloniki liegt der O l y m p , fast 3000 m. Die Flüsse sind
klein und unbedeutend (M a r i tz a). — Größe der Halbinsel fast 450 000 qkm
mit etwa 18 Mill. Einw.