82 
Schüler hier arbeiteten. Einst fand er, daß die Söhne seiner Großen 
träge gewesen waren, die der niederen Beamten aber fleißig gelernt 
hatten. Diese lobte er mit freundlichen Worten; jene aber schalt er 
mit zornfunkelndem Blick und drohte ihnen mit seiner Ungnade, wenn 
sie nicht fleißig würden. — Endlich befahl er, daß überall in den 
Klöstern Schulen eingerichtet werden sollten. Die Mönche mußten allen 
Kindern, deren Eltern es wünschten, Unterricht erteilen. Karl selbst 
lernte, so lange er lebte. Als er längst König war, nahm er oft die 
Schreibtasel zur Haud und übte sich in der Schreibkunst; denn in seiner 
Jugend hatte er besser gelernt, den Speer und das Schwert zu führen, 
als den Schreibgriffel. 
4. Was die Sage von Karl und feinen Helden erzählt, 
a) Held Roland. König Karl war ein gewaltiger Kriegsheld und 
tapfere Recken standen ihm zur Seite. Einer der tapfersten war Graf 
Roland. Als Karl einst von einem Kriegszug aus Spanien zurück¬ 
kehrte, mußte Roland die Nachhut führen. In einem engen Tal der 
Pyrenäen umzingelten ihn die Feinde und vernichteten seinen Heer¬ 
haufen. Rolands Schwert wütete fo schrecklich unter den Mauren, daß 
sich schließlich keiner mehr an ihn heran wagte. Da ergriff der kühne 
Held sein Hifthorn und blies mit solcher Kraft hinein, daß ihm die 
Sehnen und Adern am Halse zersprangen. König Karl, der schon acht 
Meilen voraus war, hörte den dröhnenden Schall des Hornes. Schnell 
wendete er sein Roß, um dem Bedrängten Hülfe zu bringen. Allein es 
war zu spät. Er faud seinen heldenmütigen Neffen tot im Grase und 
betrauerte ihn mit bitteren Tränen. 
d) Karl und Wittekind. Die Nachbarn der Franken waren 
die Sachsen. Sie wohnten in unserer Provinz und in Westfalen. Ihr 
Herzog hieß Wittekind. Die Sachsen waren den Franken bitter feind 
und sielen oft raubend und mordend in ihr Land ein. König Karl 
mußte mehrmals gegeu sie zu Felde ziehen. Wittekind hatte in West¬ 
falen zwei Burgen: Rulle und Schagen. In jeder Burg lag ein Teil 
des sächsischen Heerbanns. Die Franken fürchteten Wittekinds Tapfer¬ 
keit sehr und wollten nicht gern die Burg angreifen, in welcher er 
war. Aber sie konnten nicht erfahren, wo Wittekind lag, denn er ließ 
seinem Rosse die Hufeisen verkehrt unterschlagen, wenn er nachts von 
einer Burg zur andern ritt. Endlich wurde sein Aufenthalt von Frauen 
verraten, und Wittekind wäre den Franken in die Hände gefallen, wenn 
nicht sein schnelles Roß „Hänschen" ihn gerettet hätte. — Als Karl 
die Sachsen besiegt hatte, erkannte Wittekind, daß der Frankengott 
Christus mächtiger sei, als die Götter der Sachsen. Er wollte einst 
gern einmal sehen, wie die Franken ihren Gott verehrten. Er schlich 
sich am Weihnachtsfest in Bettlerkleidern ins fränkische Lager und ging 
in die Kirche. Da sah er. daß der große König Karl vor dem Altar 
kniete und das Sakrament empfing, während die Priester herrliche Lieder
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.