Object: Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen

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den Großen angenommen und sie ließen dieselben als richtig gelten, obgleich sie 
sich wohl verwahrten, daß sie nicht etwa pracktisch geltend gemacht würde. So 
gingen die Herren mit dem Beispiele der Verachtung der Religion und bürger¬ 
lichen Ordnung voran und so wurde der Glaube allgemein: Wie es jetzt in der 
Welt eingerichtet ist, gebt gegen Vernunft und Natur; wer klug ist. beutet 
die Dummheit der anderen aus; am ärgsten sind freilich die daran, welche zu¬ 
gleich die Narren und Lastthiere der Großen sind." Der Unglaube ist aber ein 
trauriger Glaube, und wenn das Herz des Menschen der höheren Gedanken be¬ 
raubt ist, muß es sich mit Begierden und Lüsten füllen. In Frankreich war 
das Uebel am ärgsten, daher brach auch das Gewitter in diesem Lande los, 
welches den unschuldigen König Ludwig XVI. traf. 
Drilles Kapitel. 
Die Nationalversammlung 5. $)lai 1189. 
König Ludwig XVI. hatte den besten Willen, die Lasten seines Volkes 
zu vermindern, aber er wurde durch die Großen allemal wieder umgestimmt, 
wenn er auf den Rath eines tüchtigen Ministers eingehen wollte. So ging 
es mit den Vorschlägen des Finanzministers Necker, eines gebornen Gen¬ 
fers, und dieser wurde sogar seines Dienstes entlassen und durch de Calonne 
ersetzt, welcher die alte Schuldenmasse noch vergrößerte. Die Stimme des 
Volkes galt bereits so viel, daß ver König seine verschwenderischen Minister 
fallen ließ und 1788 den verbannten Necker wieder zurückrief. Dieser be¬ 
wog den König, auf den 5. Mai 1789 eine Nationalversammlung einznbe- 
rufen, zum erstenmal wieder seit mehr als 100 Jahren. Da erschienen 300 
Adelige, 300 Geistliche und 600 Abgeordnete des dritten Standes und der 
König sprach seinen aufrichtigen Wunsch aus, das Wohl Frankreichs durch die 
Mitwirkung der Versammlung neu zu begründen. „Alles, was man von der 
innigsten Theilnahme am öffentlichen Wohle erwarten darf, alles, was von 
einem Herrscher, seiner Völker erstem Freunde, verlangt werden kann, dürfen 
Sie von meinen Gesinnungen erwarten. Möge ein glücklicher Einklang in 
dieser Versammlung herrschen und dieser Zeitpunkt auf immer denkwürdig für
	        
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