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Schon schärst der Schnitter seine Sichel und dann wirst du 
sinken auf das Grab deiner Mutter. Kein Lüftchen kann dich auf¬ 
locken, kein Sturmwind dich erwecken. Wie, du lässest deinen Mut 
sinken? Auch das mußt du nicht, guter Halm! Du bist nützlich im 
Leben, aber auch noch nützlich im Tode; denn du trägst zur Ernäh¬ 
rung der Menschen und Tiere bei, oder aus jedem deiner Körnchen 
quillt aus dem Grabeshügel neues Leben hervor. Dein Tod aber, 
du wertvoller Halm, soll mich mahnen, daran zu denken, daß auch 
mein Leben ein Ende hat und mein Ziel die Seligkeit des 
Himmels ist. (Nach Schubart.) 
24. Die Kornblumen. 
(* Von Eugen Labes.) 
Als Gott die Welt so schön gemacht. 
Hat er mit Blumen sie bedacht. 
Mit Sternlein von dem Himmelszelt 
Auch unsre kleine Erdenwelt. 
Wenn reif das Feld zur Ernte steht. 
Das Ährenfeld ein Hauch durchweht 
Des Vaters, der uns alle liebt 
Und stets uns neue Freude giebt. 
Ob Thränen in dein Auge tau'n — 
Wenn sie die schönen Blumen schau'n. 
Grüßt ew'gen Lichtes Himmelsstrahl 
Uns in dem armen Erdenthal. 
25. Die Erntezeit. 
Weiß und reif steht das Ährenfeld. Die Schnitter ziehen hin¬ 
aus, ehe noch die Sonne anr Himmel emporsteigt; feucht von dem 
Tau der Nacht ruhet ringsum noch die Natur, und hell spiegelt sich 
das Morgenrot in den blanken Sicheln und Sensen. Nasch am 
Ziel, schlagen die Arbeiter klingend die Sense an, und dahin fährt 
sie in das Ährenmeer. Die Halme fallen, die Vögel singen ihr 
Morgenlied, das Morgenrot verschwindet, die Sonne geht auf, der 
Tag schreitet vorwärts. Die Sonne hat den Tau hinweggetrocknet. 
Der Himmel leuchtet heiter auf die Stoppelfläche nieder. Garben 
werden gebunden. Geschäftige Hände rühren sich fort und fort, und 
nur kurze Minuten zuweilen wird gerastet. Endlich naht 
der Erntewagen. Rasch und fröhlich wird er beladen, und bald 
schwankt er hinweg von der Stoppel und führt den Segen heim in 
die geöffneten Vorratskammern. (Aus Ritsert Stillehre.) 
26. Rätsel. 
Ich bin das Nützlichste für dich icohl auf der Erde; doch 
gleichet dem auch nichts, ivie ich gemartert tu er de. Den Prügel 
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