Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

— Poesie. — Das Epigramm. 
Wo beides nichts zu reiben hat, wird 
11. Französische Kleidung. beides selbst zerrieben. 
Diener tragen insgemein ihrer Herren 22. Man kann zwar alle Kirchen 
Liverei: schließen, 
Soll's dann sein, daß Frankreich Herr, Doch nie die Kirchen im Gewissen. 
Deutschland aber Diener sei? 23. Wer ins Herze Gott will fassen, 
Freies Deutschland! schäm' dich doch dieser Muß die Welt heraußen lassen: 
schnöden Kriecherei! Gott muß der heraußen lassen, 
12. Der Deutschen ihr Papier Wer ins Herze Welt will fassen. 
War ihres Feindes Leder, 24. Gottes Mühlen mahlen langsam, 
Der Degen war die Feder, mahlen aber trefflich klein: 
Mit Blute schrieb man hier. Ob aus Langmuth er sich säumet, bringt 
13. Kann die deutsche Sprache schnauben, mit Schärf' er alles ein. 
schnarchen, poltern, donnern, krachen, 25. Strafe soll sein, wie Salat, 
Kann sie doch auch spielen, scherzen, lie Die mehr ODel, als Essig, hat. 
beln, güteln, kürmeln, lachen. 26. Mit Recht heißt Wälschland ein 
14. Ist's deutscher Art gemäß, mit Paradies der Welt, 
Worten so zu spielen? Weil jeder, der hinein kommt, so leicht 
Wir heißen einen Ihr und reden, wie in Sünde fällt. 
mit vielen! 27. Willst du fremde Fehler zählen, 
15. Hoher Stamm und alte Väter heb' an deinen an zu zählen: 
Machen wohl ein groß Geschrei; Ist mir recht, dir wird die Weile zu den 
Moses aber ist Verräther, fremden Fehlern fehlen. 
Daß dein Ursprung Erde sei. 28. Wer andern dient, ist Herr, wenn 
16. Luthrisch, Päpstisch und Calvinisch, er sich fromm beträgt; 
diese Glauben alle drei Wer andrer Herr ist, dient, so lang' er 
Sind vorhanden; doch ist Zweifel, wo Laster hegt. 
das Christenthum dann sei. 29. Abermals ein neues Jahr! Immer 
17. Den Geizhals und ein fettes noch die alte Noth! 
Schwein O, das Alte kommt von uns, und das 
Schaut man im Tod erst nüßzlich sein. Neue kommt von Gott. 
18. Hoffnung ist ein fester Stab Gottes Güt' ist immer neu, immer alt 
Und Geduld ein Reisekleid, ist unsre Schuld. 
Da man mit durch Welt und Grab Herr! verleih uns neue Reu' und be— 
Wandert in die Ewigkeit. weis' uns alte Huld! 
19. Menschlich ist es Sünde treiben, 30. Ehre, Geiz, Gram, Wein und 
Teuflisch isl's in Sünden bleiben, Liebe 
Christlich ist es Sünde hassen, Sind des Menschen Lebensdiebe. 
Göttlich ist es Sünd' erlassen. 31. Sich selbst bekämpfen ist der 
20. Heuchler und Hunde belecken die allerschwerste Krieg; 
Teller, Sich selbst besiegen ist der allerschönste 
Jene sind Schmeichler und diese sind Sieg. 
Beller, 32. Für altes Geld ist junge Hand 
Diese bewahren, bei denen sie zehren, Gemeiniglich kein festes Band. 
Jene verzehren die, welche sie nähren. 33. Diese sind geborne Knechte, die 
21. Ein Mühlstein und ein Menschen— nur folgen fremden Augen; 
herz wird stets herumgetrieben: Dieses sind geborne Herren, die sich selbst 
zu leiten taugen. 
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