Wasseruhren in Gebrauch waren, wurden diese jetzt durch die neu erfundenen
Pendeluhren verdrängt, zu denen sich später auch noch die in Nürnberg erfundenen
Taschenuhren („Nürnberger Eier“) gesellten. Im Braunschweigischen erfand
Jürgen das Spinnrad, und an Stelle des aus gegerbten Kalbshäuten bereiteten
Pergaments trat das Baumwollen- und Lumpenpapier. Auch Orgeln, Kompasse,
Sägemühlen und Glasspiegel sind Erfindungen des Mittelalters.
36. Kolumbus. 1492.
1. Jugend. Kolumbus war in der Nähe von Genua geboren. Als Knabe
mußte er seinem Vater am Webhstuhle behilflich sein; in den Freistunden las er
begierig Reisebeschreibungen und ähnliche Bücher. Dadurch erwachte in ihm eine
große Sehnsucht nach fernen Ländern. Er wurde Seemann, studierte fleißig
weiter, und arbeitete sich vom Matrosen zum Kapitän empor.
2. Seeweg nach Indien. Die kostbaren Erzeugnisse Indiens wurden
damals zu Lande durch Karawanen herbeigeholt. Das war sehr beschwerlich. Man
bemühte sich deshalb, einen Seeweg nach Indien zu entdecken. Auch Kolumbus
beschäftigte sich mit diesem Gedanken. Er sagte: „Da die Erde eine Kugel ist
und Indien östlich liegt, so muß man auch dorthingelangen können, wenn man
immer westlich segelt.“
3. Erste Reise. Um seinen Plan auszuführen, wandte sich Kolumbus
zuerst an Genua, dann an Venedig, dann an den Hof in Portugal. Hier bat er
um Schiffe und Unterstützung — aber überall wurde er zurückgewiesen. Endlich
ging er nach Spanien. Dort herrschten damals Ferdinand und Isabella. Diese
waren seinen Plänen nicht abgeneigt. Aber es fehlte an Geld; denn Spanien
war zu jener Zeit mit den Mauren in einen Krieg verwickelt, und erst, als dieser
beendet war, rüstete man ihm 3 schlecht gebaute Schiffe aus. Im August 1492
fuhr Kolumbus mit 90 Mann ab.
Zunächst ging es nach den Kanarischen Inseln zu. Das war eine Fahrt in bekannten
Gewäfsern. Dann steuerte man ins unbekannte Meer hinaus, wo bei dem günstigen
Winde die Schiffe schnell dahinglitten. Allein die unveränderliche Richtung des Windes
beängstigte die Schiffsleute. Sie meinten, den Wasserberg könnte man wohl hinunter-,
aber nicht wieder herauffahren. Kolumbus beruhigte sie, ließ sie jedoch über die Größe
des zurückgelegten Weges im ungewissen.
Endlich zeigten sich große Scharen von Vögeln, die in südwesllicher Richtung
vorüberzogen. Diese Richtung schlug auch Kolumbus ein. Bald mehrten sich
die Anzeichen, daß Land in der Nähe war. Man fand einen Baumast mit Beeren
und einen künstlich geschnitzten Stab. Alle waren in gespanntester Erwartung
Es war am 70. Tage nach der Abfahrt. Die Sonne war eben untergegangen.
Kolumbus gab Befehl, streng Wache zu halten, da er Klippen befürchtete. Um
10 Uhr Abends erblickte er Licht, aber es verschwand wieder. Da — um2 Uhr
Nachts — feuerte ein voraufsegelndes Schiff einen Kanonenschuß ab, und „Land,
Land!“ erscholl es jetzt vom Mastkorbe herab. Unter Tränen slürzten sich die
Matrosen in die Arme und sangen aus voller Seele: „Herr Gott, dich loben
wir.“ Es war die Insel Guanahani, die Kolumbus entdeckt hatte. Die Be—
wohner gingen nackt und hatten eine kupferrote Hautfarbe. Sie hielten die
Weißen, als sie deren Kanonen hörten, für Götter, die Blitz und Donner in
ihrer Hand hätten. Nachdem nun Kolumbus noch Kuba und Haiti entdeckt hatte,