Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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darauf erließ er von Breslau aus den Aufruf: „An mein Volk!“ und von allen 
Seiten strömte alt und jung, reich und arm herbei, das Vaterland zu retten oder 
mit Ehren unterzugehen. „Das Volk steht auf. Der Sturm bricht los.“ Die 
Studenten verließen die Lehrsäle, die Gesellen die Werkstätten. Jünglinge, die 
kaum dem Knabenalter entwachsen waren, und Männer, die sich bereits dem 
Greisenalter näherten, eilten zu den Waffen. Ein Bauer brachte ein Pferd und 
sagte: „Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, das sechste will ich ihnen nach— 
schicken. Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Freischar, die sich 
aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar 
der Rache“. Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das geknechtete 
Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, ver— 
wegener Jagd“, gehörte derselben an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmuck— 
sachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 160000 goldene Trauringe 
eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich 
für Eisen 1813“ 
Ein junges, armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar 
abschneiden und legte die 9 A, die sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes. 
Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer— 
kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz— 
blut für das Vaterland opferte. 
2. Groß Görschen und Bantzen. 1813. Bald rückte Napoleon mit einer 
großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß— 
Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhmvoll die 
erste Feuerprobe, aber die Schlacht blieb unentschieden. Leider wurde hier der 
edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er 
sich hatte bringen lassen, um Osterreich zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen. 
(Gedicht: In dem wilden Kriegestanze ꝛc.) Noch einmal rangen beide Heere 
bei Bautzen miteinander; aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei 
zuschreiben. „Wie?“ rief Napoleon entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei 
keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen 
nehmen!“ 
3. Waffenstillstand. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab— 
geschlossen. Während desselben traten Osterreich und Schweden dem Bunde gegen 
Napoleon bei. Nun wurden 3 große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee unter 
dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden; 2) die schlesische Armee unter 
Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 
4. Blücher war bei Beginn der Freiheitskämpfe bereits 70 Jahr alt, doch 
stand er noch in voller Manneskraft, „ein Jüngling im weißen Haar“. „Mich 
juckt's in allen Fingern,“ schreibt er 1813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn 
wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen 
Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens 
wert zu sein Darum, so sage ich: Marsch, auf und dem Feind in die 
Rippen.“ 
5. Groß-⸗-Beeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der 
Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade auf Berlin 
zu und war nur noch 15 kmm davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte 
ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere 
Knochen bleichen“ Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte 
das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber
	        
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