Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

144 — 
die Augen zu. „Bist du es, Fritze Schmidt?“ fragte der Knabe. „Ja,“ entgegnete der 
Kronprinz, „Fritze heiße ich auch, aber nicht Schmidt.“ Dann ließ er los. Der Knabe 
wußte gar nicht, was er sagen sollte, als er jetzt den Kronprinzen erblickte. Seine Freude 
wurde aber noch größer, als ihm am anderen Tage die Photographie des Kronprinzen mit 
der Unterschrift „Fritz“ ins Haus gebracht wurde. 
5. Als Gutsherr. Während des Sommers bewohnte die kronprinzliche 
Familie oft das „Neue Palais“ bei Potsdam. In der Nähe desselben liegt das 
Gut Bornstedt, das Eigentum des Kronprinzen war. Er sowohl wie seine 
hohe Gemahlin verkehrten in leutseligster Weise mit den Bewohnern des Dorfes 
und waren ganz besonders um das Wohl und Wehe ihrer Tagelbhner besorgt— 
So ließ ihnen der Kronprinz hübsche, geräumige Wohnungen erbauen, und 
seine Gemahlin besuchte 
nicht selten die Familien, 
erkundigte sich nach ihrem 
Befinden und stand ihnen 
in Krankheitsfällen mit 
Rat und Tat zur Seite. 
Des Sonntags sah man 
die kronprinzliche Familie 
regelmäßig in der Kirche, 
und am Erntefeste nahm 
sie teil an der Freude 
ihrer Arbeiter Am 
Weihnachtsfeste wurden 
alle, die auf dem Gute 
beschäftigt waren, reich 
beschenkt. Darauf ging 
es in die Schule. Hier 
wurden einige Lieder ge— 
sungen; dann empfingen 
e eße aus den 
erie; änden des Kronprinzen, 
Der Kronprinz in der Schule. n 
Händen der Kronprinzessin Kleidungsstücke, Bücher, Schreibhefte und sonst allerlei 
nützliche Geschenke. 
Zuweilen erschien auch der Kronprinz während des Unterrichts in der Schule des 
Dorfes und freute sich, wenn er sah, daß die Kinder gute Fortschritte gemacht hatten. 
Einmal war er eben in die Schulstube getreten. Da erschien plötzlich der Briefbote mit 
einer Depesche an den Lehrer, durch die er an das Sterbebett seiner hochbetagten Mutter 
gerufen wurde. Als der Kronprinz den schmerzlichen Inhalt der Depesche erfahren hatte, 
sagte er zum Lehrer: „Eilen Sie, und erfüllen Sie den sehnsüchtigen Wunsch Ihrer Mutter!“ 
„Aber meine Klasse — meine Kinder!“ entgegnete der Lehrer. „Die übernehme ich,“ ver— 
setzte der Kronprinz. „Eilen Sie, daß Sie Ihre gute Mutter womöglich noch lebend an— 
treffen!“ Der Lehrer reiste ab, und der Kronprinz stellte sich auf das Pult und prüfte die 
Kinder eine Stunde lang in der Geschichte. 
Ein andermal wohnte er einer Naturgeschichtsstunde bei Es war von den Laub— 
bäumen die Rede. Er ließ verschiedene Bäume neunen. Zuletzt fragte er: „Was für ein 
Baum steht denn am Eingange des Schlosses?“ Nur ein Knabe wußte, daß es eine Esche 
war Der Kronprinz freute sich über den Knaben und nahm ihn später als Kutscher in 
seinen Dienst.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.