Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Zu den ödesten Gegenden Frankreichs gehören die „Landes“ langd] (Heiden), südlich 
von der Garonnemündung. Hier wirft das Meer die Sinkstoffe gegen die Küste, 
und der Sand bildet lange Dünen. Infolge Aufstauung der Gewässer findet man 
viel Sumpf und Strandseen. Heide und Ginster wachsen meterhoch. Des sumpfigen 
Bodens wegen gingen die Leute früher meist auf Stelzen. Jetzt sind die Dünen fest— 
gelegt und auf weite Strecken mit Kiefern bewachsen. Die Bewohner dieser „Heiden“ 
kreiben Schafzucht oder nähren sich als Kohlenbrenner und Pechfieder im Walde. 
c) Stãdte des Tieflandes. An der Seine liegt Paris (Hauptst., 2,7 M.). 
Durch den Zufluß der Marne wird die Seine hier für die größten Fluß— 
schiffe schiffbar, so daß Paris der größte Hafen Frankreichs ist. Die Stadt ist mit 
einem 40 kim langen und 10 m hohen Walle umgeben. Außerdem wird sie 
durch einen 122 km langen Kranz von mehr als 40 Außenwerken geschützt. Die 
früheren Festungswälle sind infolge der Stadterweiterung abgetragen und in pracht— 
volle, mit Bäumen bepflanzte Straßen (Boulevards) umgewandelt worden. Dort 
sieht man die feinsten Wohnhäuser, die schönsten Läden, die größten Hotels. 
Am rechten Ufer der Seine finden wir die prachtvollen Königsschlösser mit ihren 
herrlichen Gärten. An diese schließen sich die Elysäischen Felder an, die mit ihren 
Lustwäldern, Alleen, Kaffeehäusern, Tanzlokalen und Karussells ein Lieblingsort 
der Pariser geworden sind. — Paris ist die erste Fabrikstadt Frankreichs. Ihre 
Luxus- und Modewaren zeichnen sich durch Feinheit des Geschmacks aus und 
werden fast in der ganzen Welt gekauft. — Etwa 20 lm westlich von Paris 
liegt Versailles [werßaj], mit einem prachtvollen Schlosse. In diesem wurde 
am 18. Januar 1871 König Wilhelm J. zum Deutschen Kaiser ausgerufen. 
An der Seine liegen ferner die Seehandelsstädte Rouen sfruang] und 
Havre lahwr). Havre, das „Hamburg der Seine“, ist die wichtigste Stadt für 
Einfuhr von Kolonialwaren für ganz Frankreich. Nordöstlich von Havre, an der 
Küste, liegen die bekannten Orte zur Überfahrt nach England: Calais kaläh und 
Boulogne bulonj]. Nicht weit von der belgischen Grenze findet sich das uralte Lille 
lihl] (210 T), der Mittelpunkt einer großartigen Webeindustrie, die durch die 
Steinkohlenlager in den Ardennen unterstützt wird, und durch die der Norden der 
bevölkeriste Landstrich Frankreichs geworden ist. (270 Bew. auf 14km.) An der 
Somme liegt die altertümliche Fabrikstadt Amiens lamjäng]. Zwischen der Seine⸗ 
und Loire⸗Mündung erstrecken sich zwei Halbinseln ins Meer: die Normandie und 
die Bretagne bretanj). Die Normandie hat ihren Namen von den Normannen 
erhalten, die früher das Land erobert hatten. Viele Wiesen und Weiden. Vor— 
züglicher Viehbestand.) Der Hauptort ist Cherbourg [scherbuhr] mit einem großen 
Kriegshafen. Die Bretagne ist nach den Britanniern benannt, die zur Zeit der Völker⸗ 
wanderuug dorthin flüchteten. Hier liegt Brest, der größte Kriegshafen Frankreichs. 
An der Loire merken wir Orleans lorleang] sowie Tours sttuhr] und Nantes 
lnangt], dessen Aufblühen durch die zunehmende Versandung der Loire gehemmt wird. 
An der Garonne liegen der Seehafen Borde aux bordo] (260 T.), bekannt durch 
seinen Weinhandel, und Toulouse ltuluhs) wichtig durch seinen Handel mit Spanien. 
2. Der gebirgige Teil Frankreichs. Die höchsten Gebirge hat Frankreich 
an der Süd- und Osigrenze, wo es Anteil hat an den Pyrenäen, den West— 
alpen (S. 50), dem Jura und dem Wasgau. Mehr in der Mitte des Landes 
— am rechten Ufer der Rhone bis zur Maas hin — erstreckt sich von Süden 
nach Norden das französische Mittelgebirge. Es enthält in seinem südlichen 
Teile an 50 ausgebrannte Krater und zahlreiche heiße Quellen, 3. T mit 
kochendem Wasser. — In seinem Innern birgt das Mittelgebirge auch einen nicht
	        
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