— 10
a. Das Reich der Burgunder im südöstlichen Gallien und in der Schweiz. Die
Burgunder waren von der Weichsel hergekommen, hatten dann längere Zeit um Worms
herum gewohnt und drangen von hier aus in Gallien ein.
b. Das Reich der Vandalen, Sueven und Alanen in Portugal. Da in
Gallien keine römischen Truppen waren, so konnten diese Völker ungehindert durch Gallien
ziehen, um sich jenseits der Pyrenäen niederzulassen. Die Vandalen gingen 924 unter ihrem
lahmen Könige Geiserich nach Nordafrika, entrissen den Römern ihre reichste Provinz Kar—
thago) und gründeten hier das Vandalenreich. Jedoch wurde dieses Reich 534 durch Belisar,
den Feldherrn des römischen Kaisers Justinian, wieder zerstört.
c. Das Reich der Angelsachsen in Britannien. Die Angeln und Sachsen (an der
deutschen Küste) waren von den Briten gegen feindliche Bergvölker zu Hilfe gerufen worden.
Sie kehrten aber nicht wieder zurück, sondern errichteten in Britannien unter ihren An—
führern Hengist und Horsa 7 Königreiche. EEngland — Angelland.)
d. Das Reich der Westgoten. Nach Alarichs Tode (S. M führte sein Schwager
die Westgoten nach dem südlichen Gallien und gründete hier das Westgotenreich, das sich später
(nach Wegzug der Alanen) auch über Spanien ausdehnte. Im Jahre 711 machten die
Mauren dem Westgotenreiche ein Ende und setzten sich in Spanien fest, bis auch ihr Reich
1492 hier vernichtet wurde.
e. Das Reich der Franken im nördlichen Gallien. (S. 13.)
f. Das Reich der Alemannen am Oberrhein (in Schwaben S. 13).
(Unveränderte Wohnsitze in Deutschland behielten die Sachsen (zwischen Rhein und Elbe,
Harz und Nordsee), die Friesen (an der Nordseeküste) und die Thüringer (in Mitteldeutschland).)
6. Attila und die Hunnenschlacht. 451.
1. Person. Die Hunnen zerfielen ursprünglich in verschiedene Stämme. Diese
vereinigte der Hunnenkönig Attila (oder Etzel) zu einem gewaltigen Reiche. Er war
klein von Gestalt, hatte einen dicken Kopf, einen gewaltigen Nacken und kleine,
aber stolz rollende Augen. In einem großen Dorfe zwischen Theiß und Donau hielt
er sein Hoflager. Sein Palast war ganz aus Holz erbaut und mit vielen Hallen
umgeben. In seiner Lebensweise war er sehr einfach und mäßig. Seine Generale
und Hofbeamten zwar hatten große Prachtgemächer, aßen von silbernen Schüsseln
und schmückten sich mit prächtigen Kleidern. Er aber aß und trank aus hölzernen
Schalen und kleidete sich mit Tierfellen wie ein Hirt seines Volkes. Bei seinen
Gastmählern dagegen ging es lustig her; nach jedem Gerichte tranken seine Gäste
auf sein Wohl, und Sänger priesen in Liedern seine Taten.
2. Gottesgeißel. Mit einer halben Million Krieger zog er um die Mitte
des 5. Jahrhunderts weiter nach Westen; bis an den Ozean wollte er sein Reich
ausdehnen. Seine wilden Scharen kannten kein Erbarmen. Weder Mann noch
Weib, weder Greis noch Kind blieb von ihnen verschont. Gleich einem Heu—
schreckenschwarme zerstörten sie alles vor sich her. Die Saatfelder wurden zer—
treten, Gold- und Silbersachen fortgeschleppt, Städte und Dörfer in Aschenhaufen
verwandelt. „Wohin der Huf von Attilas Pferd trat, da wuchs kein Gras mehr.“
So kam er durch das heutige Osterreich und Bayern, setzte über den Rhein, zer—
störte Worms, Straßburg, Metz und drang bis an die Loire vor. Furcht und
Schrecken ging vor ihm her, so daß er vom Volke als „Gottesgeißel“, wie er sich
auch selbst nannte, angesehen wurde.
3. Kampfesweise. Keilförmig geordnet und mit wildem Geheul stürzten
sich die wilden Scharen Attilas auf den Feind. Aus der Ferne warfen sie ihm
ihre Spieße, deren Spitzen aus scharfen Knochen gefertigt waren, entgegen; im
Handgemenge suchten fie ihm mit dem kurzen Säbel den Kopf zu spalten. Auch