führten sie stets eine Schlinge mit sich, die sie während des Kampfes dem
Feinde über den Kopf warfen, um ihn damit niederzureißen und so mit sich
fortzuschleppen.
4. Niederlage bei Chalons. 451. In Frankreich stellte sich den Hunnen
ein gewaltiges Heer entgegen; es war aus Römern, Burgundern, Westgoten und
Franken zusammengesetzt. An einem Herbsttage 451 kam es auf den Katalaunischen
Feldern zur Schlacht. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend dauerte der
Kampf. Üüber 160000 Leichen bedeckten (wie man erzählt) das Schlachtfeld;
unter ihnen befand sich auch Theodorich, der tapfere König der Westgoten.
Die Schlacht war so heiß und blutig gewesen, daß ein Bach, der über das Gefilde
rann, vom Blute rot gefärbt war. Trotzdem aber suchten die todwunden Streiter ihren
Durst aus dem Bache zu löschen. Mit einbrechender Nacht zog sich Attila zurück. Die
ganze Nacht klang die Totenklage schauerlich zu den Siegern herüber. Um diesen nicht
lebendig in die Hände zu fallen, ließ sich Attila aus Pferdesätteln und hölzernen Schilden
einen Scheiterhaufen errichten, auf dem er sich bei einem etwaigen neuen Angriffe ver—
brennen lassen wollte. Die Sieger aber ließen ihn unangefochten nach Ungarn zurückkehren.
5. Tod. 2 Jahr später starb Attila ganz plötzlich. Allgemein war die
Trauer der Hunnen; sie schoren ihr Haar, zerfetzten ihr Gesicht und sangen
Klagelieder. Seinen Leichnam legten sie in einen goldenen Sarg, diesen stellten
sie in einen silbernen und beide wieder in einen eisernen. Mitten in der Nacht
begruben sie ihn und mit ihm seine Pferde, Waffen und Schätze. Alle Gefangenen,
die dabei geholfen hatten, wurden dann getötet, damit sein Grab dem Feinde nicht
verraten würde. Nach dem Tode Attilas zerfiel das große Hunnenreich, und die
Hunnen kehrten in die Steppen Asiens zurück.
7. Das Ende der Völkerwanderung. (Untergang des West—
römischen Reiches. Theodorich d. Gr. Die Longobarden.)
1. Untergang des Weströmischen Reiches durch Odoaker. Durch die Völker—
wanderung sollte auch das Weströmische Reich seinen Untergang finden.
Der Kaiser Theodosius hatte (395) das Römische Reich unter seine beiden Söhne
geteilt, der eine bekam das Oströmische Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel, der
andere das Weströmische Reich mit der Hauptstadt Rom.
Zum Weströmischen Reiche gehörte bald nur noch Italien, alle anderen Pro—
vinzen waren von deutschen Volksstämmen besetzt. Auch in Italien konnte sich
der Kaiser nur noch mit Hilfe deutscher Mietstruppen halten. An der Spitze
derselben stand zuletzt der Heerführer Odoaker. Dieser forderte von dem Kaiser
Romulus Augustulus, der noch ein Knabe war, den 3. Teil Italiens für seine
Truppen. Als ihm dies der Kaiser verweigerte, setzte er ihn ab und machte sich
selbst zum Könige von Italien.
2. Das Ostgotenreich unter Theodorich d. Gr. Aber auch Odoakers Reich
war nur von kurzer Dauer. Denn bald kam Theodorich d. Gr., König der
Ostgoten, mit seinem Volke aus Ungarn herbei, beseitigte Odoaker und nahm
Jtalien in Besitz. Unter Theodorich hatte Italien Frieden und gelangte zu hoher
Blüte. Aber nur 60 Jahre dauerte hier das Ostgotenreich. Da ward es von
einem Feldherrn des oströmischen Kaisers Justinian zerstört, und so wurde Italien
eine oströmische Provinz.