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b) Metgien.
(Größe 29 450 qkm, Einwohner 63/4 Millionen.)
§ 127. Assgemeines. Belgien hat die ungefähre Größe der
preußischen Provinz Posen und ist zum größten Teil eben, nur im
Südosten wird es von den Ausläufern der Ardennen durchzogen;
auf der deutschen Grenze liegt das Veengebirge. Von Holland,
Deutschland und Frankreich begrenzt, neigt Belgien in seiner Kultur
am meisten zu Frankreich hinüber. Nächst Sachsen ist Belgien das
am stärksten bevölkerte Land Europas. Der vorwiegende Teil der
Bewohner ist germanisch (flamländisch), der kleinere romanisch (wallonisch
und französisch). Die Sprache der Gebildeten ist das Französische.
Das Klima ist an den Küsten feucht und unbeständig, im Hügel-
lande trocken und beständig und weist schroffe Gegensätze zwischen
Winter und Sommer auf.
§ 128. Aotitisches. Belgien war ehemals mit Holland ver-
einigt und bildet erst seit 1831 ein selbständiges Königreich. Der
König der Belgier ist zugleich Herrscher des Kongostaates, den man
in kommerzieller Hinsicht gewissermaßen als belgische Kolonie be-
zeichnen könnte. Belgien ist als wichtiges Durchgangsland von den
europäischen Mächten für neutral erklärt.
§ 129. Landesprodukte. Der Ackerbau wird musterhaft
betrieben und liefert reiche Erträge. Doch deckt das selbstgebaute
Getreide nicht den Bedarf der dichten Bevölkerung. Berühmt ist
der Flachsbau, der seit Jahrhunderten vor allem in Flandern in
vollkommenster Weise betrieben wird. Weiter liefert der Boden
Zuckerrüben, Hopfen, Zichorien, Obst, Krapp, Tabak und im Tale
der Maas auch Wein. Die Viehzucht ist ausgezeichnet, besonders in
der Zucht schwerer Zugpferde (Brabanter); nennenswert ist ferner
die Bienen- und Kaninchenzucht. Reich sind die Erträge der See-
fischerei an Heringen und Stockfischen. Unerschöpflich ist das Land
an Eisen und Steinkohlen; ebenso werden Blei, Zink und Schiefer
in bedeutenden Mengen gewonnen. Auch an sonstigen Mineralien
ist Belgien reich, z. B. an Bau-, Pflastersteinen und Wetzsteinen
(die besten Europas), Marmor, Porzellan- und Fayenceerde. Be-
rühmt sind die Heilquellen von Spa.
§ 130. Industrie. Durch den Reichtum an Eisen und Kohlen
findet die Industrie Belgiens mächtige Förderung; sie ist wohl die
blühendste auf dem europäischen Festlande. Obenan steht die Metall-
industrie, besonders der Maschinenbau (Seraingwerke bei Lüttich),
die Geschütz- und Gewehrfabrikation (Lüttich). Von nicht geringerer
Bedeutung sind die Webereien und Spinnereien. In der Spitzen-
fabrikation zeichnen sich Brüssel, Mecheln und Gent ans (man zählt
in Belgien etwa 150 000 Spitzenklöpplerinnen), in der Damastweberei
neben Brüssel auch Brügge und Courtray. Feine Tuche werden in
Verviers und Lüttich angefertigt, Teppiche in Tonrnay und Brüssel.
Auch die Glasfabrikation (in Fenster- und Gnßspiegelglas nimmt