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Geschichte.
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Als Friedrich nach Deutschland zurückkehrte, bekam er viele Klagen über
Heinrich zu hören. Weil er ihn auch für seine Treulosigkeit strafen wollte,
lud er ihn vor sich zum Gericht. Heinrich ließ aber in seinem Trotz eine
dreimalige Vorladung unbeachtet. Darauf erklärte ihn der Kaiser in die
Reichsacht und nahm ihm alle seine Länder. Nun wurde Heinrich von allen
seinen Anhängern verlassen und mußte sich unterwerfen. Friedrich ließ ihm
nur seine Stammlande Braunschweig und Lüneburg. Bayern erhielt Otto
von Wittelsbach, der Stammvater des heutigen bayrischen Königs¬
hauses.
4. Der Tod des Kaisers. Noch in seinem hohen Alter unternahm
Friedrich einen Kreuzzug. Ans diesem ertrank er, als er mit seinem Pferde
einen angeschwollenen Fluß zu durchschwimmen versuchte. Das Volk wollte
es nicht glauben, daß sein geliebter Kaiser gestorben sei. So entstand die
Sage, daß Friedrich Barbarossa verzaubert im Kyffhänser schlafe und einst
wiederkehren werde, um die Herrlichkeit des Reiches neu aufzurichten.
sGedicht: „Barbarossa" von Rückert.j Diese Sage ist 1871 in Erfüllung
gegangen.
5. Untergang der Hohenstaufen. Friedrichs Nachfolger waren kräftige
Herrscher. Doch der Widerstand mächtiger Reichsfürsten und die Kämpfe in
Italien machten ihnen viel Sorge. Als der Enkel von Friedrich Barbarossa,
Friedrich II., ans den Thron kam, war er noch ein Kind. Viele deutsche
Fürsten erklärten, sie wollten sich nicht von einem Kinde beherrschen lassen.
So entstanden zwei Parteien, von denen die eine einen Welfen, die andre
einen Staufen zum Kaiser haben wollte. Der mächtige Papst Innozenz III.
wurde zum Schiedsrichter ernannt. Er bestimmte, daß Friedrich II. von
Staufen Kaiser sein sollte. Dieser war durch seine Erziehung mehr Italiener
als Deutscher geworden; er wohnte auch in Italien und hielt dort einen
glänzenden Hof. Nur dreimal kam er nach Deutschland, um Ordnung zu
schaffen. Er gehört zu den mächtigsten Herrschergestalten der Weltgeschichte.
Als er starb, entstanden große Streitigkeiten um die Krone. Nach dem Tode
seines Sohnes kam sein unmündiger Enkel Konradin zur Regierung. Als
dieser zum Jüngling herangewachsen war, versuchte er Unteritalien und
Sizilien, die der Papst einem französischen Prinzen geschenkt hatte, wieder¬
zugewinnen Sein Heer wurde jedoch geschlagen. Er selbst wurde gefangen
genommen und hingerichtet. Mit ihm erlosch das edle Geschlecht der Hohen¬
staufen.
X!. Die Kreuzzüge.
1. Die Not der Pilger in Jerusalem. Schon in alter Zeit pilgerten
gläubige Christen nach dem Gelobten Lande, um an den heiligen Stätten
zu beten und Ruhe für ihre Seele zu finden. Viele von ihnen unternahmen
die beschwerliche Reise auch deshalb, weil sie ihnen als Kirchenstrafe auf¬
erlegt war. Als die Türken im 11. Jahrhundert das Gelobte Land in
Besitz genommen hatten, begann für die Pilger eine traurige Zeit. Sie
Hirts neues Realienbuch. Geschichte. Kl. A. 2E