Geschichte. 109 
nicht mehr erlebt hatte, stiftete der König das Eiserne Kreuz mit der Inschrift: 
„Mit Gott für König und Vaterland“. Am 17. März erließ er den be⸗ 
rühmten Aufruf: „An mein Volk“, in dem es hieß: „Keinen andern Ausweg 
gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang.“ 
Nun ging eine Begeisterung durch das Volk wie nie zuvor. Das ganze Land 
glich einem Kriegslager. „Der König rief, und alle, alle kamen.“ Beamte 
und Lehrer, Studenten und Schüler, Kaufleute und Handwerker, Bürger 
und Bauern eilten zu den Waffen. Jeder Unterschied der Stände war ver— 
gessen. Das Unglück hatte alle Landeskinder gleichgemacht. Wer nicht die 
Waffen führen konnte, der gab, was ihm entbehrlich war, gern hin für Freiheit 
und Ehre, König und Vaterland. Ostpreußen ging mit der Einrichtung der 
Landwehr und des Landsturms voran, und die andern Provinzen folgten bald. 
Preußen stellte 270 000 Krieger, den 17. Teil seiner Bevölkerung, gegen den 
Feind. Die „Dichter der Befreiungskriege“ [Ernst Moritz Arndt, Max von 
Schenkendorf und Theodor Körner] begeisterten die Krieger durch ihre feurigen 
Lieder und weckten die Hoffnung auf bessere Zeiten. 
ce) Groß-⸗Görschen und Bautzen. Vor Beginn des ersten Befreiungs— 
rieges erließen die Verbündeten einen Nufruf an die Deutschen“ Sie 
hofften, die Fürsten des Rheinbundes würden sich ihnen anschließen. Dies 
geschah jedoch nicht, und so konnte Napoleon aus Frankreich und Deutschland 
ein großes Heer zusammenbringen, mit dem er nach Sachsen vordrang. Bei 
Groß-Görschen und Lützen unweit Leipzig wurde er von den Verbündeten 
angegriffen. VDie Preußen kämpften mit Löwenmut; aber vor der Übermacht 
Napoleons mußten sie zurückweichen. General Scharnhorst empfing die Todes— 
wunde und starb bald darauf in Prag. Gedicht: „Auf Scharnhorsts Tod“ 
von Max von Schenkendorf.] Napoleon nahm nun ganz Sachsen in Besitz und 
folgte den Preußen und Russen in die Lausitz. Bei Bautzen kam es zu einer 
zweitägigen, blutigen Schlacht. Da das Heer Napoleons doppelt so stark war 
wie das der Verbündeten, wurden dieselben wieder zum Rückzuge genötigt. 
Napoleon hatte jedoch erkannt, daß die Preußen seit Jena und Auerstädt viel 
gelernt hatten. Argerlich rief er aus: „Nicht einen Nagel von einer Kanone 
lassen sie sich nehmen!“ Freund und Feind waren nach den beiden Schlachten 
so geschwächt, daß auf Napoleons Vorschlag ein Waffenstillstand auf sechs 
Wochen geschlossen wurde. Während desselben ließ Napoleon das Freikorps 
des Majors von Lützow, das nicht rechtzeitig das rechte Elbufer erreichen konnte, 
umzingeln und vernichtete es fast ganz. [Gedicht: „Lützows wilde Jagd“ von 
Theodor Körner.] 
d) Von Bautzen bis Leipzig. Der Waffenstillstand gereichte Napoleon 
zum Verderben. Osterreich und Schweden traten auf die Seite der Verbündeten, 
und England versprach, Hilfsgelder zu zahlen. Die Verhandlungen wegen 
des Friedens zerschlugen sich, weil Napoleon in seinem Hochmut zu hohe Forde— 
rungen stellte. Nach Beendigung des Waffenstillstandes stellten die Verbündeten 
drei Heere ins Feld: Die Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen 
Bernadotte, die Schlesische Armee unter Blücher und die Hauptarmee
	        
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