Geschichte. 
immer größer. Der Bauernstand versank allmählich fast ganz in Hörigkeit und 
Leibeigenschaft. Dazu hatte er unter den Kämpfen der Ritter viel zu leiden. 
Weil die Burgen schwer zu erobern waren, zerstörte man die Dörfer, die den 
feindlichen Rittern gehörten, trieb den Bauern die Herden weg und verwüstete 
ihre Acker. Ihr Elend wurde mitunter so groß, daß sie die Lust zur Arbeit 
verloren und mit ihrem Lose sehr unzufrieden wurden, was später zu den 
Bauernkriegen führte. Nur in Westfalen, Friesland, Bayern, Schwaben und 
in der Schweiz hatten sich viele freie Bauern erhalten. Sie wohnten in 
stattlichen Höfen, lebten in Wohlstand und suchten ihre Rechte und Freiheiten 
zu wahren. Den Schweizer Bauern gelang es sogar, im Kampfe für Freiheit 
und Recht Ritterheere zu besiegen. 
4. Bildungswesen. 
a) Fahrende Schüler. As im Mittelalter die Kloster- und Domschulen 
in Verfall gerieten und das Ritterwesen entartete, nahmen sich die aufblühenden 
Städte der Jugendbildung an und errichteten von der Mitte des 13. Jahrhunderts 
ab Stadtschulen. An der Spitze jeder Schule stand ein Rektor, der von der 
Stadt auf ein Jahr angenommen wurde, Wohnung und Schulräume zugewiesen 
erhielt und sich verpflichten mußte, Lesen, Schreiben und Latein zu lehren 
und die Kinder „höfisch“ zu behandeln. Neben ihm war ein Kantor fest angestellt; 
dem Rektor stand es jedoch frei, auch Hilfslehrer anzunehmen. Wenn es nun 
den Lehrern an einer Schule nicht gefiel, so zogen sie weiler, von Ort zu Ort, 
und suchten sich auf ihrer Wanderung als „fahrende Leute“ durch Prophezeiungen 
über das Wetter, durch Geisterbeschwörungen und andre Künste bei der 
unwissenden Landbevölkerung ihren Unterhalt zu erwerben. Der Wandertrieb 
ergriff aber auch die Schüler; sie zogen entweder mit einem beliebten Lehrer 
mit oder suchten Schulen auf, die in gutem Ruf standen. Die fahrenden Schüler 
hießen Vaganten (Umherschweifende). Dieser Name wurde aber oft in 
„Bachanten“ (Bachusbrüder) verdreht, weil sie sich gar leicht der Schwelgerei 
ergaben. Oft setzten sie ihre Wanderungen bis zum 30. Lebensjahre fort. Sie 
wurden stets von einer Anzahl jüngerer Schüler begleitet, die man „Schützen“ 
nannte, weil sie ihre Bachanten durch Betteln und Stehlen (Schießen) unter— 
halten mußten. Als Lohn erhielten sie oft Schläge, auch mußten sie nicht selten 
Hunger leiden, aber dennoch blieben sie ihren Bachanten treu. Von den fahren— 
den Schülern erlangten wenige eine gelehrte Bildung; denn das ungebundene 
Leben gefiel ihnen besser als das Lernen. Durch Verbreitung von guten Büchern 
konnte die Volksbildung auch nicht gefördert werden; denn die geschriebenen 
Bücher waren selten, teuer und in lateinischer Sprache verfaßt, so daß sie das 
Volk nicht verstand. So blieb trotz der Stadtschulen die Volksbildung auf sehr 
niedriger Stufe stehen; das Zusammenströmen von fahrenden Lehrern und 
Schülern aber trug viel dazu bei, die Sitten zu verderben und die Ordnung 
zu stören. 
b) Frauenbildung. Während der Adel auf den Burgen für die Aus— 
bildung der Ritterfräulein im Lesen und Schreiben, in Saitenspiel und Gesang
	        
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