Full text: Realienbuch für Berlin und Vororte

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geringer ist als das des Sauerstoffs. Der Stickstoff kann das Atmen und 
das Brennen nicht unterhalten, ist jedoch nicht giftig. Er verbindet sich direkt 
nur mit wenigen anderen Elementen. Trotzdem ist er neben Kohlenstoff, Sauer¬ 
stoff, Wasserstoff und geringen Mengen von Schwefel ein wesentlicher Bestandteil 
vieler organischen Verbindungen. Die wichtigsten davon sind die Eiweißstoffe. 
Ebenso findet er sich in einigen Mineralien, deren Entstehung auf die Zersetzung 
solcher stickstoffhaltigen Stoffe zurückzuführen ist. (Salpeter.) 
b) Salpetersäure. Bringe Salpeter und Schwefelsäure zu gleichen Teilen 
in eine Retorte und erhitze die Mischung in einem Sandbade! Es entwickeln sich 
Dämpfe von stechendem Gerüche, die wir in eine mit Wasser gekühlte Vorlage leiten. 
Die Dämpfe verdichten sich zu einer gelben Flüssigkeit. (Salpetersäure.) — 
Blaues Lackmuspapier wird davon rot gefärbt. Wir gießen einige Tropfen in 
em Glas mit Wasser und kosten. Die Flüssigkeit schmeckt sauer. Chemische 
Verbindungen, die sauer schmecken und blauen Lackmusfarbstoff röten, 
heißen Säuren. — Weiße Seide, Wolle, Federn, Kork werden durch Salpeter¬ 
säure gelb gefärbt. Die blaue Farbe der Jndigolösung verschwindet auf Zusatz 
von Salpetersäure. — Taucht man ein glühendes Kohlestäbchen (Sprengkohle) 
in starke Salpetersäure, so brennt die Kohle mit Hellem Glanze. Die Salpeter¬ 
säure wirkt infolge ihres großen Gehaltes an Sauerstoff, besonders bei höherer 
Temperatur, stark oxydierend. — Übergieße Kupferspäne mit stark verdünnter 
Salpetersäure! Das Metall „verschwindet", und man erhält eine klare, blaue 
Lösung von salpetersaurem Kupfer. Echtes Schaumgold dagegen bleibt unver¬ 
ändert. Stelle denselben Versuch mit einer Legierung aus Gold und Silber an! 
— Salpetersäure geht mit fast allen Metallen eine chemische Verbindung ein; 
nur Gold und Platin werden von ihr nicht angegriffen. Sie scheidet also Gold 
von anderen Metallen. (Scheidewaffer.) 
c) Salpeter. An den Wänden mancher Viehställe findet man salzartige 
Auswitterungen, welche die Wand wie Reif bedecken; sie bestehen größtenteils 
aus Salpeter. Wo stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, entsteht 
Ammoniak. Das Ammoniak wird unter Mitwirkung von Bakterien durch den 
Sauerstoff der Luft zu Salpetersäure oxydiert, und diese verbindet sich mit dem 
Kalk im Mörtel zu salpetersaurem Kalk: dem Mauersalpeter. — Erhitze 
Kalisalpeter in einem Kochfläschchen! Er schmilzt. Wirft man in den ge¬ 
schmolzenen Salpeter pulverisierte Holzkohle und Schwefel, so verbrennen sie 
unter Verpuffen. Wegen dieser Eigenschaft benutzt man den Salpeter zur Her¬ 
stellung des Schießpulvers. 
Schießpulver ist ein gekörntes Gemenge von chemisch reinem Salpeter, Schwefel und 
Holzkohle. Die Explosion des Schießpulvers wird durch das plötzliche Freiwerden von 
Gasen hervorgerufen, die durch die bei der Verbrennung entstehende Wärme sehr stark 
ausgedehnt werden. Erfolgt die Verbrennung in einem geschlossenen Raume, so wird 
er gesprengt (Sprengpulver); ist aber eine Wand des Raumes beweglich, wie die Kugel 
in der Flinte und Kanone, so wird diese in der Richtung des Rohres fortgeschleudert. 
Der Kalisalpeter dient als Düngemittel, weil er den Pflanzen gleichzeitig 
zwei wichtige Nährstoffe, das Kalium und den Stickstoff, zuführt. Der 
Natronsalpeter kommt in großen Mengen in Peru und Chile vor (Chili¬
	        
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