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Nachfolger im Oberbefehle aber, den vorsichtigen patrizischen Konsul Ämi-
lius Paullus und den allzukühnen plebejischen Konsul Terentius
Varro, schlug Hannibal in der Schlacht bei Cannä 216 gänzlich; er
war durch die Kunst seiner Führung und die bessere Schulung seiner Truppen
den tapfern Römern überlegen. 70 000 Römer, unter ihnen Ännlius Paullus,
deckten das Feld; nur einige tausend mit Varro entkamen.
Die Blüte der waffenfähigen Mannschaft war dahin. Der Bundes-
genossen Glaube an die Übermacht der Römer war erschüttert. Ganz Unter-
Italien, ein Teil Mittelitaliens, auch die Gallier fielen von Rom ab. Capua
öffnete dem Sieger die Thore. Der macedonische König verbündete sich mit
den Karthagern. Sardinien empörte sich. Syrakus und ein Teil Siziliens
trat zu Roms Feinden über. Aber Rom bewährte sich im Unglück. Es
machte ungebeugten Mutes die höchsten Anstrengungen und stellte neue Heere
unter erprobten Feldherren Hannibal entgegen. Dessen Truppen verweich¬
lichten durch das Wohlleben in den Winterquartieren von Capua; Karthago
unterstützte seinen Feldherrn unzureichend; der König von Macedonien
konnte Hannibal nicht helfen, da ihm die Römer gefährliche Feinde erweckten.
So war Hannibal auf Verteidigung beschränkt. Andrerseits ließen
die Römer nun 7 Jahre lang den Oberbefehl dem tüchtigen M. Claudius
Marcellus. Dieser brachte Hannibal in einem Treffen bei Nola fühlbare
Verluste bei. Dagegen gelang es dem Karthager, die Stadt Tarent in
seine Hände zu bringen; auch setzte er durch einen Zug bis vor Roms
Thore noch einmal das römische Volk in gewaltigen Schrecken (Hannibal
ante portas), allein er vermochte dadurch nicht, das römische Heer von der
Belagerung Capuas abzulenken. Durch die Eroberung dieser Stadt
gewannen die Römer wieder die Oberhand in Italien. Hannibal
erfocht zwar noch einzelne Siege. Doch auch Tarent ging ihm wieder ver-
loren. Sein Bruder Hasdrubal, der endlich aus Spanien herbeikam,
wurde, ehe er sich mit ihm vereinigen konnte, an dem Küstenflusse Met au-
r u s (bei Sena in Umbrien 207) völlig besiegt und getötet. (Konsul Clau-
dius Nero vom Anfidus, wo er Hannibal gegenüberstand, mit einem Teile
seines Heeres zum Metaurus und zurück; in 12 Tagen etwa 675 km!). Die
Römer unterwarfen nach diesem entscheidenden Siege ganz Italien wieder
bis auf wenige Plätze auf der äußersten Südspitze, wo Hannibal sich mit be¬
wunderungswürdigem Geschick behauptete.
2. Kampf in Sizilien. Syrakus (nach Hieras Tod 215 von
dem Bündnisse mit Rom abgefallen) wurde, obgleich durch die Kunst des
Mathematikers Archimedes (Wurfmaschinen) lange verteidigt, (212) von
Marcellus erobert.