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Geschichte.
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Reformatoren herbeiführen und sorgte dafür, daß sie 31t einem Religions¬
gespräch in Marburg zusammenkamen. Zwingli war zur Einigung bereit;
Luther aber hielt an seiner Abendmahlslehre fest, so daß man sich nicht ver¬
ständigen konnte. Zwinglis Lehre breitete sich bald in einem großen Teile
der Schweiz aus. Nur wenige Kantone blieben bei der katholischen Lehre.
Zwischen den reformierten und den katholischen Kantonen brach nach einigen
Jahren ein Krieg ans. Die Reformierten waren ans den Kampf wenig vor¬
bereitet und wurden geschlagen. Zwingli fiel in einer Schlacht. Damit war
jedoch die Reformation in der Schweiz nicht unterdrückt; denn bald darauf
trat Johann Calvin als Reformator ans, der in seiner Lehre fast ganz
mit Zwingli übereinstimmte. Von Genf ans verbreitete sich das „reformierte"
Bekenntnis bald über den größten Teil der Schweiz. Auch in Frankreich
fand es viele Anhänger, die dort „Hugenotten" genannt wurden. Dann
drang es nach der Pfalz, nach Bremen und in das Innere Deutschlands,
nach den Niederlanden und nach Schottland vor.
XVI. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Die Vorboten des Krieges. Nach dem Augsburger Religionsfrieden
traten die Gegensätze zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche
noch schärfer zutage. Da im Augsburger Religionsfrieden nicht den einzelnen
Personen, sondern nur den Stünden, d. i. den Fürsten und Reichsstädten,
Glaubensfreiheit zugesichert war, so hatten die Landesherren über den Glauben
ihrer Untertanen und die Obrigkeiten der großen Städte über die Religion
ihrer Bürger zu bestimmen. Sowohl die protestantischen als auch die katho¬
lischen Fürsten machten von ihrem Rechte Gebrauch. Härten auf beiden
Seiten blieben nicht aus. Zum Schutze des evangelischen Glaubens traten
mehrere evangelische Fürsten zusammen und bildeten die Union, einen
Bund, an dessen Spitze der Kurfürst von der Pfalz stand. Maximilian von
Bayern vereinigte sich darauf mit mehreren katholischen Fürsten zur Liga.
Die Spannung zwischen beiden Bünden war so groß, daß jederzeit ein
offener Streit ausbrechen konnte.
2. Der Böhmische Krieg. Die Protestanten in Böhmen hatten vom
Kaiser den „Majestätsbrief" erhalten, nach welchem sie ihre Religion frei
ausüben und Kirchen bauen durften. Da sie nun auf katholischem Gebiete
zwei Kirchen bauen wollten, wurden sie daran gehindert. Als nun der
Kaiser Ferdinand II. den Thron bestieg und auch die Herrschaft über Böhmen
antreten wollte, erkannten ihn die Protestanten nicht an und wählten Fried¬
rich V. von der Pfalz zu ihrem Könige. Sogleich sandte die Liga ihre
Truppen dem Kaiser zu Hilfe. Im Jahre 1620 kam es am Weißen Berge
bei Prag zum Kampf, in dem die Böhmen gänzlich geschlagen wurden.
Friedrich V. entfloh und wurde von seinen Feinden fortan „der Winterkönig"
genannt. Über Böhmen aber hielt der Kaiser ein strenges Gericht. Er zer¬
schnitt den Majestütsbrief mit eigener Hand und gab das Land seinem treuen
Bundesgenossen Maximilian von Bayern. 27 vornehme Protestanten ließ er