Geschichte.
seinen Sohn voll Freude und Dankbarkeit und verlieh ihm zum Lohne einen
hohen Orden. Die Osterreicher wurden besiegt, und Preußen wurde um
mehrere Provinzen vergrößert. Siehe 824,0.
Im Jahre 1870 erklärten uns die Franzosen den Krieg. Dem Kron—
prinzen war damals ein Töchterchen geboren worden. Er ließ dasselbe vor
seinem Auszuge schnell noch taufen, wie in jener Zeit mancher Landwehrmann.
Hesekiel: Grab und Wiege) — Mit seinem Heere errang er viele herrliche
Siege, so bei Weißenburg und Wörth, und half bei Sedan wacker mit, wo
Napoleon und sein ganzes Heer gefangen genommen wurde. Als Anerkennung
für die Tapferkeit und Tüchtigkeit, die er als Soldat und Feldherr bewiesen
hatte, ernannte ihn sein Vater zum General-Feldmarschall. Dieselbe Ehre
wurde seinem Vetter, dem Prinzen Friedrich Karl zu teil.
) Während dieses Krieges erwarb er sich durch seine Leutseligkeit und
sein ritterliches Wesen die Liebe der süddeutschen Soldaten, die zu seinem Heere
gehörten. Dieses Band wurde später durch die jährlichen Reisen des Kron—
prinzen nach Süddeutschland befestigt, so daß ihm vor allem der enge Anschluß
der süddeutschen Brüder an das geeinte Vaterland zu verdanken ist.
3.*8) Sein Familienleben war ein geradezu vorbildliches für das ganze
Land. Ihren Kindern, 4 Söhnen und 4 Töchtern, (von denen 2 Prinzen im
Kindesalter starben), ließen die Eltern die sorgsamste Erziehung zu teil werden.
(S. z. B. S 1. A. 1) Künstler und Gelehrte wurden von dem kronprinz—
lichen Paar unterstützt und hochgeehrt. Vor allem ließen sich der Kronprinz
und seine Gemahlin die Hebüng des Kunsthandwerks angelegen sein. Sie
besuchten Fortbildungsschulen, sorgten dafür, daß die Handwerker künstlerisch
ausgeführte Vorlagen erhielten und veranstalteten Ausstellungen von Erzeug—
nissen des Kunsthandwerkes, das auf diese Weise große Fortschritte machte.
Früher wurden feinere Eisen-, Holz- und Lederwaren aus dem Auslande be—
zogen. Jetzt werden dergleichen auch bei uns eben so schön hergestellt, als wo
aͤnders. Ja, viele solche Arbeiten werden sogar nach dem Auslande verschickt.
4. Der Kronvrinz als Volksfreund. Er war auch ein Freund und
Förderer der Schule, oft besuchte er dieselbe; ja, einmal hat er sogar in der
Schule auf seinem Gute Bornstedt selbst unterrichtet. Das ging so zu: Einst
war der hohe Herr, wie er das öfters that, in die Schule gekommen, um dem
Unterrichte zuzuhören. Da wurde dem Lehrer eine Depesche gebracht, in
welcher ihm mitgeteilt wurde, daß seine Multer zum Tode erkrankt sei und
sehnlich wünsche, ihren Sohn noch einmal zu sehen. Als der Kronprinz dies
hörte, redete er dem Lehrer zu, daß derselbe bald abreisen möge, um seine
Mutter noch lebend anzutreffen. Er selbst übernahm dann den Unterricht und
prüfte die Kinder in der Geschichte. —
Auch in vielen andern Fällen bewies sich der Kronprinz hilfreich und
freundlich. Als einst in einem benachbarten Dorfe in der Nacht Feuer aus⸗
brach, da eilte er herbei, übernahm die Leitung der Löscharbeiten und beschenkte
dann noch die Abgebrannten. — Gern verkehrte er auch mit einfachen Bürgers—
leuten und gewann sich durch seine Leutseligkeit die Liebe aller der Leute, mit
denen er verkehrte.
5. Regiexcungsantritt und Tod. Allerwärts jauchzte man dem hohen
Herrn in Liebe zu. Voll banger Sorge vernahm das Volk die Kunde von
der schweren Erkrankung des hohen Herrn im Frühjahr 1887. Vergeblich
suchte er Heilung in Ems, England und zuletzt in San Remo. Der Tod
seines Vaters rief ihn auf den Thron. — Obgleich die unheimliche Krankheit immer
mehr um sich griff und dem kaiserlichen Sulder die schrecklichsten Schmerzen