I. Völker vor Lhr. Geburt. — Aegypter. §. 34» A-
deckt war; schon hosmäsig zu Abrahams, und noch mehr
zu Josephs Zeiten. Einige Künste und Wissenschaften sind
von den Aegyptern erfunden, andere erweitert worden. Die
Obelisken, die Piramyden, der See Möris, und der La»
byrinth sind ihre weltberühmten Kunstwerke. Sie liebten
die Künste des Friedens mehr als den Krieg; daher waren
unter ihren Königen wenige Eroberer, aber desto sorgfäl¬
tigere Gesezgeber. Sie wurden die Lehrer der Griechen,
und durch diese der übrigen Europäer. Ueberbanpt waren
die Aegypter sehr ernsthafte Leute, ohne Tanz und Musik;
mit mehrern Gebrauchen, die daS Nachdenken anregten und
weckten. Sie hatten eine Art Erkenntnis von der Unsterb¬
lichkeit der Seele; daher der Gebrauch ihre Tobten zu ein-
balfamiren. Ihre wohlbedachten Gefezc förderten Sittlich¬
keit und Ordnung, besonders da sie den Menschen von
vornen herein vor Müssiggang und schlechten Umtrieben
bewahrten: denn jeder Aegypter mußte seiner Obrigkeit
schriftlich darthun, wie und auf welche Art er seinen Un¬
terhalt fände. Diese Tendenz eines bedächtlicheu Lebens
erstreckte sich bis auf ihr Todten-Gericht, dem auch selbst
die Könige unterworfen waren. Uebrigens waren die alten
Aegypter in fünf Kasten oder Stände abgetheilt, als: Prie¬
ster, Soldaten, Ackerleute, Künstler und Hirten. Jeder
mußte im Stande seines Vaters bleiben.
8. 34.
Aegypten als Land.
Mittelst der Landenge Sues hängt Aegypten mit Ara¬
bien, folglich Afrika im Nordosten mit Asien zusammen.
Es hat auf zwo Seiten Wassergränzen, nehmlich das Mit¬
telländische Meer gegen Norden, und den Arabischen Busen
gegen Osten; gegen Süden hingegen gränzt cs an Aethio-
pien, und gegen Westen an Lybien. Das eigentliche Ae¬
gypten ist ein langes, krummes, oft sehr enges Thal, das
der Nil von seinem Wasserfalle bei Syene an, über 100
Meilen lang, durchströmt, und durch seine jährliche Ueber-
schwemmung demselben die ungemein grose Fruchtbarkeit