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V. Die Stadt und ihre Bewohner.
gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hangen, so
daß es über und über davon bedeckt war. „Das sollst du haben,
well du so fleißig gewesen bist,“ sprach die Frau Holle. Darauf
ward das Thor verschlossen, und es war oben auf der Welt. Da
ging es heim zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeck
war, ward es gut aufgenommen.
Als die Mutter hörte, wie es zu dem Reichthume gekommen,
wollte sie der andern schönen und faulen Tochter gern dasselbe
Glück verschaffen, und sie mußte sich auch in den Brunnen
stürzen. Sie erwachte wie die andere auf der schönen Wiese
und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Badck—
ofen gelangte, schrie das Brod wieder: „Ach, zieh mich raus!
zieh mich raus! sonst verbrenn' ich; ich bin schon längst aus—
gebacken.“ Die Faule aber antwortete: „Da hätt' ich Lust, mich
schmutzig zu machen,“ und ging fort. Bald kam sie zu dem
Apfelbaume, der rief: „Ach, schüttle mich! schüttle mich! die
Aepfel sind alle mit einander reif.“ Sie antwortete aber: „Du
kämst mir recht, es könnt' mir einer auf den Kopf fallen,“ und
ging damit weiter. Als sie vor das Haus der Frau Holle kam,
fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon
gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tage
that sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle,
wenn sie ihr etwas sagte; denn sie dachte an das viele Gold,
das sie ihr schenken würde. Am zweiten Tage aber sfing sie
schon an zu faulenzen; am dritten noch mehr, da wollte sie
Morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau
Holle das Bett schlecht und schüttete es nicht recht, daß die
Federn aufflogen. Deß war die Frau Holle bald müde und
sagte der Faulen den Dienst auf. Die war es wohl zufrieden
und meinte, nun werde der Goldregen kommen. Die Frau
Holle führte sie auch hin zu dem Thoxre; als sie aber darunter
stand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech aus—
geschüttet. „Das ist zur Belohnung deiner Dienstel“ sagte
Frau Holle und schloß das Thor zu. Da lam die Faule heun,
ganz mit Pech bedeckt, und das hat ihr Lebtag nicht wieder
abgehen wollen. Grimm.
90. Die Rübe.
Es waren einmal zwei Brüder; die waren Kriegsleute,
und der eine von ihnen war reich, der andere arm Da
wollte der arme sich aus der Roh helfen, zog den Kriegs—
rock aus und ward ein Bauer. Also grub und hackte er sein