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Geschichte. 
Peterskirche die goldene Kaiserkrone aus das Haupt, und das Volk rief: „Leben 
und Sieg dem Kaiser Karl!" 
4. Auch als weiser Regent hat sich Karl erwiesen. Er stellte tüchtige 
Geistliche an, ließ gute Predigten ins Deutsche übersetzen und verbesserte den 
Kirchengesang. — Er gründete viele Schulen, die er oft auch selbst besuchte. 
(Gerok: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.) Durch gelehrte Männer ließ 
er die Wissenschaften pflegen, die alten Sagen und Heldenlieder des Volkes 
sammeln und gab Monaten und Winden deutsche Namen. Auch gebot er, 
daß in den Kirchen deutsch gepredigt werde, und pflegte so den vaterländischen 
Sinn seiner Deutschen. — Handel und Gewerbe hob er durch den Bau von 
Straßen, Kanälen und Brücken. Besonders pflegte er die Baukunst. 
(Marienkirche und Kaiserpfalz in Aachen.) Für den Ackerbau gab er weise 
Vorschriften und richtete Musterwirtschaften ein. 
5. Tod. Als Karl 814 sein Ende nahe fühlte, befand er sich in seinem 
geliebten Aachen. Er ließ seinen einzig ihm gebliebenen Sohn Ludwig 
krönen, nachdem er ihn ermahnt hatte, ein weiser, gerechter und frommer 
Herrscher zu fein. Seine Seele dem lieben Gott befehlend, starb Karl im 
72. Lebensjahre. In der Marienkirche zu Aachen wurde er beigesetzt. 
6. Seine Nachfolger, die Karolinger, waren meist schwache Regenten. 
Ludwig der Fromme, Karls Sohn, teilte sein Reich unter seine Söhne. Diese 
setzten den Vater ab, und er starb auf der Flucht. Nun kämpften die Söhne 
untereinander, bis sie sich 843 im Vertrage zu Verdun (Werdöng) einigten. 
Hier wurde Karls des Großen Reich geteilt in einen östlichen Teil (Deutschland) 
und in einen westlichen (Frankreich). Dazwischen lag ein dritter Teil mit 
Rom und Aachen. — Ungarn, Wenden und Normannen sielen oft ins Reich ein. 
§ 5. Kaiser aus dem sächsischen Hause. 
1. Heinrich I. Einige Jahre nach dem Tode des letzten Karolingers 
wühlten die Deutschen den Sachsenherzog Heinrich I. zu ihrem König. So 
wurde Deutschland ein Wahlreich. Die Fürsten brachten Heinrich die Nach¬ 
richt von seiner Wahl, der Sage nach, als er sich am Vogelherde befand. 
(Vogl: Heinrich der Vogler.) Da zu dieser Zeit Deutschland furchtbar unter 
den Einfällen der Ungarn zu leiden hatte, so schloß er mit ihnen einen neun¬ 
jährigen Waffenstillstand und zahlte ihnen Tribut. In dieser Zeit gründete 
Heinrich viele Städte und umgab sie mit Gräben und Mauern. Immer der 
neunte Mann mußte vom Lande in die Stadt ziehen; die Bauern hatten hg 
ihrer Ernte in die Städte zu liefern, fanden aber dafür in Kriegszeiten in 
denselben Schutz. Die Bürger und Bauern übte er als Fußvolk, während die 
Adeligen als Reiter (Ritter) ausgebildet wurden. Mit diesem Heer besiegte 
Heinrich zunächst die Wenden, eroberte ihre Hauptstadt Brennabor und gründete 
die Nordmark. Jetzt verweigerte er den Ungarn den Tribut, und als sie wieder 
in Deutschland einfielen, schlug er sie 933 bei Merseburg. Er starb 936. 
2. Otto I. (der Große) wurde mit großer Pracht in Aachen gekrönt. 
Die mächtigsten Reichsfürsten verrichteten hierbei die Erzämter, zum Zeichen, 
daß sie Diener des Herrschers seien. — Otto kämpfte siegreich gegen die 
Wenden, Dänen und Polen; errichtete an den Grenzen Marken und legte zur 
Bekehrung dieser heidnischen Nachbarn Bistümer an Auch Oberitalien eroberte 
er sich. — Nene Unruhen im Reiche lockten die Ungarn, in Deutschland bis 
an die Donanquellen vorzudringen. 955 traf Otto auf sie bei Augsburg am 
Lech mit einem großen Heere, das sich durch Gebet und Feier des heiligen 
Abendmahles zum Kampfe geweiht hatte. Die Ungarn wurden völlig geschlagen;
	        
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