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Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit.
fließen ließ und sich über ein Jahr hielt, bis Karl der Große sich ins
Mittel legte; und im Jahre 771 führte Desiderius einen entscheidenden
Schlag gegen Rom selbst. Hier wüteten Christophorus und Sergius gegen
alles, was sich den Langobarden zuneigte, forderten von Desiderius Er¬
füllung seiner Pflichten gegen den heiligen Petrus und drängten den Papst
zu enger Verbindung mit den Franken. Da rückte Desiderius „um zu
beten" mit Heeresmacht vor Rom und beschied zuerst den Papst zu einer
Unterredung auf das rechte Tiberufer in die Peterskirche, die damals noch
außerhalb der Stadtmauer lag. Wirklich leistete Stephan, dem die An¬
maßungen der beiden mächtigen Männer längst lästig waren, der Aufforderung
Folge und traf mit dem Könige ein gütliches Abkommen. Desiderius gelobte
seine Verpflichtungen gegen die Kirche zu erfüllen, wogegen der Papst ihm
Sergius und Chistophorus preiszugeben versprach. Nach der Rückkehr des
Papstes suchte der päpstliche Oberkämmerer Paulus Asiarta, der den Lango¬
barden geneigt war, das Volk gegen die beiden Männer aufzuwiegeln. Diese aber
erkannten die Größe der Gefahr und nahmen die Unterstützung des Franken
Dodo, der als Bevollmächtigter König Karlmanns in Rom weilte, in
Anspruch. Dodo zeigte sich gern bereit; mit seiner Hilfe sammelten jene
beiden eine Schar Bewaffneter, mit der sie in eine Kirche eindrangen, wo
der Papst sich gerade aufhielt, offenbar um sich dessen selbst zu bemächtigen.
Wie Stephan der Gefahr entkam, ist unbekannt; jedenfalls aber wurde
das Vorhaben seiner ehemaligen Beschützer und Herreu vereitelt, u»d der
Papst, der nun klar erkannte, welche Behandlung er von ihrer Seite zu
erwarten hatte, begab sich am folgenden Tage zum zweiten Male in die
Peterskirche zu einer Unterredung mit Desiderius. Dieser benutzte die
Gelegenheit, um auf ein strengeres Verfahren gegen seine beiden Haupt¬
widersacher zu dringen, und setzte seinen Willen durch. Er schloß die
Thüren der Kirche, indem er sie mit Langobarden besetzen ließ, und nötigte
so die Römer, die mit dem Papste gekommen waren, bei ihm zu bleiben.
Dann schickte Stephan zwei Bischöfe zu Christophorus und Sergius und
ließ diese auffordern, entweder ins Kloster zu treten oder zu ihm nach
St. Peter zu kommen. Allein sie wußten, welches Schicksal sie hier er¬
wartete, wo sie ganz in die Gewalt des Langobardenkönigs gegeben waren.
Deshalb suchten sie sich lieber mit Waffengewalt im Besitz der Stadt zu
behaupten. Sobald aber das Volk, das sich um sie gesammelt hatte, den
Willen des Papstes erfuhr, wandte es sich massenweise von ihnen ab;
viele Römer, darunter auch einige der entschiedensten Anhänger jener beiden,
verließen die Stadt und gingen zum Papste. Da erkannten die zwei eben
noch so mächtigen Männer, daß sie verloren waren. Sergius schlich in der
Nacht nach St. Peter, wurde aber von langobardischen Wächtern ergriffen
und vor Desiderius geführt; ebenso erging es Christophorus. Der König