Memel. Pregel. Litauen. Masuren
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sucht die Dünen zu befestigen, indem man den Sandhalm und Strandhafer an¬
pflanzt, welche Grasarten auf diesem Sandboden gut fortkommen und auch durch
Sandüberschüttungen nicht getötet werden. Sind die Dünen etwas befestigt,
dann pflanzt man Weiden, Birken, Kiefern, Erlen und Pappeln darauf. — Aus
solchen Dünen besteht auch die Landzunge Hela, welche das Putziger Wiek
(Wiek — Bucht) abschließt.
* § 13. Pie Memel und der Wregek. a. Die Memel kommt ans Ru߬
land, wo sie N je men heißt. Unterhalb Tilsit teilt sie sich in Ruß und Gilge,
welche in vielen Armen in das Kurische Haff fließen. Ans der Memel wird viel
Getreide, Flachs, Hanf, Leinsamen, Holz aus Rußland nach Memel und Königs¬
berg gebracht. Da die Fahrt auf dem Knrischen Haffe gefährlich ist, so ist ihm zur
Seite der König-Wilhelms-Kanal gegraben worden, welcher nach dem
Memeler Tief führt. — Die Niederung um die Mündungsarme der Memel be¬
stand noch vor 100 Jahren ans Moor- und Bruchland; aber durch den Fleiß
der Ansiedler ist der Boden in die fettesten Wiesen und Gemüsefelder nmgeschaffen
worden. — b. Der Pregel entsteht aus den 3 Quellflüssen: Inster, Pissa
und Angerapp. Er nimmt bei Weh lau die Alle ans. Bei Tapiau sendet
er einen Arm, die Deime genannt, nach dem Kurischen Haff. Unterhalb Tapiau
teilt er sich in 2 Arme, die sich in Königsberg vereinigen. Unterhalb Königsberg
fließt der Pregel ins Frische Haff. — Aus der Deime kommt man durch den
großen Friedrichsgraben nach der Gilge.
14. Litauen und Masuren, a. Litauen breitet sich um die Quell-
flüsse des Pregels bis nach der Memel hin aus. Hier giebt es prächtige Laub¬
wälder, fruchtbare Fluren und schöne Wiesen, auf denen Herden edler Pferde
weiden. Litauen ist durch seine Pferdezucht berühmt. In Tralehnen befindet
sich ein königliches Gestüt. — Die Litauer, kräftig und schlank gewachsen, sind
geborene Kavalleristen und zeichnen sich im Kriege durch Mut und Tapferkeit aus.
Sie sind meist evangelisch und Freunde des Gesanges. — Um die Quellflüffe des
Pregels wohnen auch Salzburger; es sind Deutsche, die 1732 hier ein¬
wanderten. Friedrich Wilhelm I. wies ihnen gerade hier Wohnplätzc an, weil
eine furchtbare Pest diese Gegend entvölkert hatte.
1). Masuren ist reich an Seeen. Die bekanntesten sind: der Mauer- und
Spirdingsee. Letzterer ist der größte See Preußens. Die Seeen sind mit Kanälen
verbunden und mit Laub- und Nadelwald umkränzt. Der Boden Masurens ist
sandig und steinig und reich mit Granitblöcken bedeckt, aber doch nicht ohne Reiz,
denn es giebt außer den Seeen auch schattige Schluchten und liebliche Thäler'.
Große Kiefernwälder breiten sich hier aus. Hier liegt die Johannisburger Heide,
die gegen 100 km lang ist. Viel Holz wird durch die Narew in den Bug geflößt
und somit in die Weichsel gebracht. Mitten zwischen Seeen und Wäldern liegt die
Feste B o y e n, ganz nahe bei L ö tz e n. Die Masuren sind ein Zweig der Polen
und reden die polnische Sprache. Sie sind meist evangelisch.
*§15. Ktölng-Hverländtscher Kanal. Zwischen Weichsel und Passarge, südlich von
Elbing, liegt das Oberland, ein schöner, gesegneter Landstrich. Reich sind die Fluren
an Getreide, die schattigen Laubwälder an Nutzholz, die Seeen an Fischen. Die bedeutend¬
sten Seeen des Oberlandes sind der Drewcnz- und der Geserich-See. Sie liegen 100 in
höher als der Drauseu See bei Elbing. Um die Schätze des Oberlandes mehr verwerten
zn können, sind die genannten Seeen durch Kanäle verbunden. Auch sind an 5 Stellen
des oberläudischen Terrassenlande; geneigte Ebenen angelegt, welche die dazwischen liegenden
Teile des Kanals verbinden. Jede geneigte Ebene hat zwei Eisenbahngeleise nebeneinander.
Diese gehen so vohl am Fuße der Ebene, sowie am oberen Ende, wo die Ebene in den Kanal
übergeht, eine Strecke weit unter Wasser fort. Ans jedem Geleise fährt ein starker, eiserner