Westpreußen. Pommern
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§ 18. Westpreußen (‘25500 qkm, 1400000 E.). Lage und Grenzen?
Die Provinz besteht aus 2 seeenreichen Höhenländern, zwischen denen das
Weichselthal liegt. Das westliche Hochland erreicht im Dur mb erg bei Schöne¬
berg seine höchste Erhebung (340 m). Von hier dacht es sich nach S. zu ab. Auf
dieser südl. Abdachung ist der Boden sandig, besonders in der Tuch el er H ei de,
die vom Schwarzwasser und der Brahe durchflossen wird. Zum Ackerbau ist die
Tucheler Heide wenig tauglich; man baut nur Buchweizen, Kartoffeln, Hafer.
Große Kiefernwälder breiten sich hier aus. Am Schwarzwasser sind durch künst¬
liche Überrieselungen Wiesen hergestellt worden. Sehr unfruchtbar ist auch die
Kassubei (Kaschnbeis, d. i. das Bergland westlich von Danzig. Der Ostrand
des westl. Hochlands erhebt sich unweit Danzig in steilen Anhöhen über die Ost¬
see. Hier liegt der Karlsberg (100m h.)bei Oliva und der Johannisberg
bei Danzig. — Das östl. Hochland bildet einen Teil der Seeenplatte, die sich
durch Ostpreußen hinzieht, und hat fast überall fruchtbaren Lehmboden. Nament¬
lich ist der südl. Teil, das sogenannte Knlmer Land, als der beste Weizen¬
boden in der ganzen preußischen Monarchie bekannt. — Die Bewohner West-
preußens sind zum größten Teile deutsch, was ein Verdienst des deutschen
Ritterordens ist. Auf den Hochflächen zu beiden Seiten der Weichsel wohnen auch
Polen und im nordwestlichen Teile der Provinz Kassuben, die mit den Polen ver¬
wandt und meist arm sind. Die Deutschen sind gewöhnlich evangelisch, die Polen
und Kassuben sind katholisch. Die Volksbildung ist noch gering. Westpreußen
stand von 1406 —1772 unter polnischer Herrschaft, die wenig für die Volksbil¬
dung gethan hat. — Die Provinz zerfällt in 2 Rgbz.: Danzig und Marien¬
werder. Seit 1878 bildet Westpreußen wieder eine besondere Provinz.
Danzig, unweit der Wcichselmüudnug, Hptst., über 100000 (§., eine der stärksten
Festungen deö preußischen Staates und bedeutende Scehandelöstadt (namentlich wird Weizen
und Holz ausgeführt). Der Vorhafen für Danzig ist bei Neufahrwaffer. Gegenüber von
Neufahrwasser liegt die kleine Festung Weichselm ünd e. Unweit Danzig liegt da« See¬
bad Zoppot. Elbing, am Elbingfluß, die zweitgrößte Stadt Westpreußens, Handel.
Marienburg, an der Nogat, mit dem teilweise wieder hergestellten Schloß der Hoch¬
meister des deutschen Ritterordens; große Eisenbahnbrücke. Dirschan, große Eisenbahn¬
brücke. Marienwerder, schöner Dom. Graudenz, treibt Handel; unterhalb der Stadt
Graudenz liegt die frühere Festung Graudenz (Courbitzre 1807). Kulm, Kadcttenhaus.
Der Sitz des' Bischofs von Kulm ist Pelplin. Thorn, starke Festg., Eisenbahnbrücke,
Standbild von Kopernikus. In dem Teile westlich der Weichsel ist Konitz die größte Stadt.
§ 19. Hemmern (30000 qkm, iy2 Mill. meist evang. E.) zieht sich lang
und schmal an der Ostsee hin. Die Oder teilt es in Vor- (im W.) und Hinter-
pommern (im O.). Das sehr fruchtbare Vorpomtnern liegt meist tief, das weniger
fruchtbare Hinterpommern lvird von dem seeenreichen baltischen Landrücken durch¬
zogen (der Gollenberg bei Köslin 140 m). — Die Oder fließt in mehreren Armen
dahin, erweitert sich vor der Mündung zum Stettiner Haff und bildet mit ihren
3 Mündungen: Peene, Swine und Divenow die Inseln Usedom und
Woll in. In das Stettiner Haff fließen Ucker und Peene. Die bekanntesten
Küstenflüsse in Hinterpommern sind: Rega, Persante, Wipper, Stolpe.
— Die Bewohner meist deutsch, nur im N.O. wohnen Kassuben. Die Bevölke¬
rung ist dünn. Die Pommern zeigen einen mannhaften, religiösen Sinn und
hängen mit Zähigkeit an dem, was ihnen lieb und wert geworden. Ackerbau und
Viehzucht, Fischfang und Schiffahrt sind die Hauptbeschäftigung der Bewohner.
Die Industrie, Stettin ausgenommen, ist noch gering. — Die Provinz zerfällt
in 3 Rgbz.: Stettin, Stralsund und Köslin.