Italien, mein Sohn, jetzt zwar in schlechtem Gewände, doch wirst du einstmals vielen
reiche Gewänder schenken." Odoaker zog hin nach Italien und wurde hier der Anführer
der kaiserlichen Leibwache, wodurch er großes Ansehen im Reiche erlangte. Die römischen
Kaiser dieser Zeit waren kraftlose Herrscher. Einer derselben (Nepos) wurde von seinem
Feldherrn Orestes vertrieben, welcher seinen 16jährigen Sohn Romnlus zum weströmischen
Kaiser machte. Von dem Feldherrn verlangte Odoaker für sich und die Semen den dritten
Teil des Landes, damit seine Soldaten ansässige und angesehene Bürger Italiens würden.
Als diese Forderung nicht erfüllt wurde, setzte Odoaker den jugendlichen König ab und
nannte sich König der Deutschen in Italien.
3 Nach Attilas Tod waren die Ostgoten wieder frei geworden und hatten sich in
dem westlichen Ungarn niedergelassen. Der Name Theodorich soll gleichbedeutend sein mit
Thinda- i = Volt) rieh, d. i. der über viel Volk regiert. Theodorich regierte 33 Jahre
uud war nicht nur ein gütiger uud milder Herr seiner Goten, sondern auch der römischen
Unterthanen und aller, die in Italien wohnten. Dieses Land hatte seit mehrern
Jahrhunderten nicht so glückliche Zeiten erlebt, als unter diesem fremden Herrscher.
Ackerbau uud Handel blühten wieder auf. Kunst und Wissenschaft fanden an ihm einen
Beschützer, und alte, in Trümmern liegende Städte wurden wieder aufgebaut. Das Land
wurde so fleißig bebaut, daß es nicht nur genug Getreide für sich hatte, sondern sogar
noch einen Teil der Ernte nach Gallien ausführen konnte. Unter den römischen Kaisern
dagegen hatte mau immer Zufuhr au? Sizilien und Afrika nötig gehabt. Seine Weisheit
und Gerechtigkeit erhob ihn über alle Könige seiner Zeit. Wie ein großer Familienvater
und Friedensstifter stand er zwischen ihnen, und die fernsten Völkerschaften holten seinen
Rat ein und ehrten ihn mit Geschenken. In den Sagen und Liedern der folgenden Jahr¬
hunderte wurde er noch lange als der Held Dietrich von Bern — so nannten die Deutschen
seine Hauptstadt Verona — gefeiert.
4 Die Longobarden wohnten ursprünglich an der langen Börde (== fruchtbaren
Ebene) auf dem linken Elbufer zwischen Magdeburg und Lüneburg, daher vielleicht ihr
Name. (Dieser bedeutet nicht „Langbärte".) Sie heißen auch wohl Longobarden von
ihren langen Streitäxten (Hellebarden — Helmbarten, d. i. an Spieße befestigte Beile
zum Durchhauen der Helme). Dieselben waren ein kriegerisches, raublustiges und kräftiges
Volk. Aus unbekannten Ursachen verließen sie ihr Heimatland und zogen nach Ungarn,
von wo aus sie in Italien einfielen.
W. Bon welchem Einfluß war die Völkerwanderung auf das weströmische Reich?
Womit war dieses zu vergleichen? Was für Staaten entstanden in den ehemaligen Teilen
des weströmischen Reiches? Berichte über die Geschicke Italiens! Über Odoaker und
Theodorich! Womit endete die Völkerwanderung? Wie lange hat sie gedauert? Wiederhole
die wichtigsten Ereignisse derselben! Welche Gestalt hatte Europa nach derselben?
Sch. Ü. 1. Das Ende der Völkerwanderung. 2. Odoaker. 3. Theodorich. 4. Die
bei der Völkerwanderung genannten Völker, ihre Wanderungen und ihr Schicksal.
Klovwig. 1.481—511.)
A. Kkodivig wird Krankenkönig.
1. Die Wohnsitze und Einteilung der Franken. — Eines der
mächtigsten germanischen Völker waren die Franken, welche ihre Wohnsitze
am Niederrhein, in dem heutigen Belgien und im nordöstlichen Frankreich