Gebiet der Elbe.
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Forstakademie und den Ruinen eines alten Bergschlosses, zum Erzgebirg hinauf. —
Meissen, Geburtsstadt Hahnemanus, des Homöopathen, und der Dichterbrüder Elias
und Adolf von Schlegel. Die Gebäude des Afranums, der berühmten Fürstenschule, die
Lessing, Geliert, Nabener u. a- unter ihre Schüler zählt und worin 130 Alumnen fast
ganz frei erhallen werden, liegen auf felsiger Höhe, und daneben das alte markgräfliche
Bergschloß, worin jetzt die Porzellanfabrik. Im 17. Jahrhundert verstanden die Euro«
päer die Verfertigung des Porzellans (vom portugiesischen xoreella, ein Schälchen;
denn die Portugiesen brachten es zuerst uach Europa) noch nicht, nnd mußten es aus
Japan und China thener kaufen. Da 'wcn'd es durch den Alchimist I. Fr. Bötticher
um 1705 erfunden, uud 1710 die erste Fabrik von ihm zu Meissen angelegt. Seitdem
sind viele Porzellanfabriken errichtet, vorzüglich in Berlin, Wien nnd Paris: die meiß-
nische behauptet aber stets einen vorzüglichen Rang. Die Kaolingruben von Aue (im
Erzgebirg), die so vorzügliches Produkt lieferten, sind erschöpft; dafür wird jetzt die
unweit Meissen gewonnene Seilitzer Erde verarbeitet. Das Zeichen der Meissner
Porzellanwaaren sind die zwei gekreuzten sächsischen Kurschwerter, der Berliner ein
Scepter, der von S^vres bei Paris ein kleiner Stern mit gradem Strich darunter.
Unterhalb Meissen liegt die Festung Torgau, und weiter abwärts an der Elbe:
Wittenberg, berühmt durch Luther uud Melanchthon. Auf dem Markte sieht man
die erzene Statue Luthers, und in der Schloßkirche die Bildnisse beider Männer, lebens-
groß von Lukas Kranach gemalt. An der nun aufgehobenen Universität lehrte noch im
Anfang dieses Jahrhunderts der ausgezeichnete Historiker Matthias Schreckh; er war
aus Wien, der Akustiker Chladni aber war ein Wittenberger. — Wenn man ans einer
Karte Deutschlands die einzelnen Fürsteuthümer mit Farben abgrenzt, so wird der Raum
zwischen Rhöngebirg und Mittel-Elbe besonders bnnt. Zu den Hanptorten dieser kleinen
Staaten gehört auch das freundliche Dessau. Es liegt an der Mulde, unfern ihrer
Mündung in die Elbe, hat 17,200 Einw. und ist Residenz des anhallschen Herzogs,
dessen Garten beim Schlosse Wörlitz zn den größten und schönsten in Deutschland
gehört. — Magdeburg, starke Festung und bedeutende Fabrik- und Handelsstadt in
ebener Gegend an der Elbe mit 114000 E. (incl. der Borstädte Nenstadt und Buckan).
Auf dem alten Markte die steinerne Bildsäule Kaiser Otto I., der nebst seiner Gemahlin
Edith im Dome begraben liegt. Der große ehrwürdige Dom ist ein Werk des 13. Jahr-
Hunderts. Otto von Guerike, Bürgermeister der Stadt, erfand 1650 die Luftpumpe.
H. Zschokke und K. Jmmermann waren Magdeburger, und in der Nähe zu Hohendode-
leben wuchs Matthisfon auf.
3) Zwischen den Ufern der Elbe nnd der Saale: Freiberg mit
21700 E., vornehmster Ort unter den köuigl. Bergstädten des Erzgebirgs, mit einer
Bergakademie. Im Dome steht das Grabmal des berühmten Mineralogen A. G. Weruer
(gest. 1817) nicht weit von dem des Knrfürsten Moritz, der den Kaiser Karl V. zum Frieden
zwang, — Chemnitz, das „sächsische Manchester," an einem Nebenflüsse der Zwickauer
Mulde mit 68000 E., in einem der schönsten Thäler des Landes; ferner Glauchau mit
22000 E. (darunter 12000 Weber), Zwickau mit 26000 E., nnd der voigtländische
Hauptort Plauen mit 23100 E. an der obern Elster sind wichtige Fabrikstädte. Beim
Vogtland darf man den Dichter Paul Flemming (geb. zu Hartenstein ct. d. Mulde ober¬