Schleiereule.
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Detters liebt er nicht. Meist sitzt er lauernd auf einem Baum am Feldrand. Läßt sich eine Maus blicken,
so ist es um sie geschehen. Deswegen wird er Nom Jäger geschont, obgleich er ihm manchmal durch Absangen
eines Häsleins ins Handwerk pfuscht. Der Jagd- oder Edelfalke, besonders in Norwegen und auf
Island heimisch, wurde im Mittelalter zur Jagd aus Vogelwild (Reiherbeize) abgerichtet.
Der Steinadler bewohnt felsige Hochgebirge. Wegen des rostfarbenen Nackens
heißt er auch Goldadler. Sein Gefieder ist in der Jugend dunkelbraun, später heller.
Da dem jungen Steinadler die schwarze Endbinde des Schwanzes fehlt, so ist er häufig
für einen andern Vogel gehalten worden. Der erwachsene Vogel hat eine Flügelspan¬
nung von zwei Metern. Der Schnabel ist wie bei allen Adlern an der Wurzel gerade.
Das Auge ist groß und feurig. Man spricht deshalb von einem Adlerblick bei Menschen,
was einen scharfen und zugleich stolzen Blick bedeuten soll. Wie stark die Fänge fein
müssen, beweist die Thatsache, daß der Steinadler Wildgänse, Hasen, junge Lämmer rc.
für die Jungen und das brütende Weibchen in das auf hohen Felsen befindliche Nest
trägt. Seiner Schädlichkeit wegen wird der Steinadler eifrig verfolgt. Doch kann man
ihm nur schwer beikommen, da er sehr wachsam ist. Den stolzen Vogel erlegt zu haben,
ist ein großer Ruhm für den Schützen.
Der Steinadler ist das Sinnbild der Kraft und des unerschrockenen Mutes. Der
Name Adler bedeutet „edler Aar" (Adel-Aar). Bei den Griechen galt er als König
der Vögel und Begleiter des Zeus. Er trug dessen Blitze und überbrachte seine Befehle.
Auf ähnliche Weise erwählten ihn die Könige zum Sinnbild ihrer Herrschaft. Bei den
Römern war der Adler als Sinnbild der Macht und des Sieges das Feldzeichen der
Legionen. Auch Napoleon I. führte an Stelle der Fahnen vergoldete Adler mit gehobenen
Flügeln in seinem Heere ein. Im Krieg 1870 erbeuteten die Deutschen eine große Anzahl
solcher Adler. Die vereinigten Staaten haben den weißköpfigen Seeadler als Wappentier
genommen. Er ist größer als der Steinadler und kommt in Nordamerika häufig vor.
Die cheier sind träge, meist von Aas lebende Tiere. Kopf und Hals ist bei ihnen nackt oder niit
Flaumfedern bedeckt. Am Ärund des Halses steht eine zerschlitzte Fedcrkrause. Der Schnabel ist nur an
der Spitze gekrümmt. Die Krallen sind weniger scharf als bei den Falken. — Der größte Geier, ja der
größte Raubvogel überhaupt, ist der Kondor, auf den Anden lebend. Den Fleischkamm ans der Stirn
und die Kehllappen hat er vor andern Geiern voraus. Er greift auch lebende Tiere an, indem er aus
unglaublicher Höhe herabstürzt und sie in den Abgrund stößt. Dem Menschen wird er nicht gefährlich.
(Vogel Greis.) — Der Lämmergeier bewohnt die Hochgebirge der alten Welt. Er gleicht in Körperbau und
Lebensweise halb den Geiern, halb den Adlern, daher sein Name Geieradler. Unter dem Schnabel
stehen borstensörmige Federn. Deshalb wird er auch Bartgeier genannt. Er raubt kleine Tiere und
stürzt größere in den Abgrund. Selbst Kinder fallen ihm zum Opfer.
44. Die Schleiereule.
Körperbau. Die Schleiereule ist eiu Nachtraubvogel uud darum für die
uächtliche Jagd besonders eingerichtet. Von alleil ihren Verwandten hat sie das schönste
Federkleid. Es ist oben aschgrau, rotgelb und braun gewölkt und zierlich mit weißen
Perlflecken bestreut. Die Unterseite ist rotgelb, bisweilen auch weiß. Das Gefieder
ist weich und locker. Die Schwungfedern besonders sind am Rand nicht fest ge¬
schlossen und lassen daher beim Flügelschlag die Luft zwischendurch entweichen. Daraus
erklärt sich der leise Flug der Eulen. Er verhindert, daß sie von der Beute aus der
Ferne bemerkt werden.
Der Kopf ist dick und rund wie bei der Katze. Die großen Augen sind nach
vorn gerichtet und können nicht bewegt werdeil. Hieraus erklärt sich der starre Blick
der Eulen. Die^ Unbeweglichkeit der Augen wird durch die größere Beweglichkeit des
Kopses ersetzt. Sie sind zum scharfen Sehen im Dämmerlicht eingerichtet und darum
gegen das Tageslicht sehr empfindlich. Deshalb kann die Eule gleich der Katze die
Pupille bis auf einen schmalen Spalt verschließen. Überdies ist zu weiterem Schutz
gegen grelles Licht noch eine Nickhaut vorhanden.. In der Dunkelheit erweitert sich
die Pupille und wird kreisrund. Dann leuchtet das Auge wie ein hellgrüner Funke.
Bei völliger Dunkelheit können aber auch die Eulen nicht sehen; beim zum Sehen
bedarf es der Lichtstrahlen. Rings um die Augen sind die Federn strahlig gestellt.
Dieser Federkranz ist der Schleier, welchem das Tier den Namen verdankt. Die
Eule kann den Schleier bewegen und so gleichsam Grimassen schneiden. — Gleich
vortrefflich ist die Einrichtung der Ohren. Rund um die sehr großen Öffnungen
derselben sind die Federn gleichfalls strahlig angeordnet, so daß sie das leiseste Geräusch
auffangen. ^ Dies setzt die Eule in den Stand, von ihrem hohen Sitzplatz das
Knistern einer nagenden Maus in der Scheunentenne zu hören. Der kurze Schnabel
ist fast ganz in den Federn verborgen. Der stark gekrümmte Oberschnabel eignet