Full text: Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen

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Wirkungen der Schwerkraft. 
Gleichgewicht, weil der Seitendruck nur von der Größe der gedrückten Fläche und 
der Höhe der Flüssigkeit abhängt. Auf dem Gesetz der verbundenen Röhren beruhen 
folgende Einrichtungen. 
1. Tie Wasserwage. 
Sie besteht aus einer etwa 
60 cm langen Metallröhre, 
welche beiderseits in senk¬ 
recht zu ihr stehenden Glas¬ 
röhren endet. Sie ist fast 
ganz mit gefärbtem Wasser 
gefüllt und zum bequemen 
Gebrauch ans einem Ge¬ 
stell befestigt. Feldmesser rc. 
Fig. 35. gebrauchen sie, um die Ab¬ 
weichung einer längeren 
Strecke von der wagrechten Richtung zu ermitteln. Letztere wird durch die Ober¬ 
flächen des Wassers in den Glasröhren angegeben. Das Aufsuchen der wagrechten 
Richtung auf größere Strecken 
nennt man Nivellieren (Niveau 
suchen); deshalb heißt diese Wage 
auch Nivellierwage. Eine ein¬ 
fachere Form der Wasserwage, 
die in Fig. 36 abgebildete 
Libelle, d. h. Wage, benutzen 
die Handwerker, um Werkteile 
wagrecht zu richten. Sie besteht 
aus einer von einer Metallhülse größtenteils umschlossenen Glasröhre, welche fast ganz 
mit Weingeist gefüllt ist. Der leere *Raum bildet eine Luftblase. Diese Luftblase 1 b 
stellt sich in die Mitte, wenn die Libelle auf wagrechter Fläche steht. 
2. Wasserleitungen legten schon die Römer an. Da sie aber das Gesetz der 
verbundenen Röhren nicht kannten, so führten sie das Wasser in offenen Kanälen 
(schiefe Ebene) aus benachbarten Hochquellen herbei. Dabei waren sie beim über¬ 
schreiten von Thälern genötigt, großartige Brückenbauten aufzuführen. Reste solcher 
Aquädukte habeu sich au vielen Orten erhalten. Die Araber benutzten bereits bei 
ihren Wasserleitungen unterirdische Thonröhren. Auch viele deutsche Städte hatten im 
Mittelalter durch Leitungswasser gespeiste fließende Brunnen. Erst später führte man 
das Wasser in die Häuser. Solche Hochwasserleitungen können von einer hochgelegenen 
Quelle aus sogar über dazwischenliegende Anhöhen geführt werden, wenn deren höchster 
Punkt niedriger ist als jene Quelle. Nur in der Nähe wasserreicher Höhen kann 
aber das Sammelbecken hoch genug angelegt werden, damit das Wasser bis zur ge¬ 
wünschten Höhe in den Häusern steigt. In ebenen Gegenden, >vo nur Grundwasser 
oder filtriertes Flußwasser zur Verfügung steht, muß dasselbe erst mittels Druckpumpen 
in einen Hochbehälter (Wasserturm) gehoben werden. Aus diesem strömt es dann in 
das Röhrennetz und steigt in die oberen Stockwerke der Häuser. — Unsere jetzigen 
Wasserleitungen sind meist sehr kostspielige Werke. Die im Haus verbrauchte Wasser¬ 
menge wird deshalb durch Wassermesser (ähnlich den Gasuhren) ermittelt und 
entsprechend bezahlt. — Ter Springbrunnen ist nur eine Art von Wasserleitung. 
Macht man die eine von zwei verbundenen Röhren in Fig. 34 sehr kurz und eng 
und gießt Wasser in die längere, so sucht es in der kurzen Röhre ebenso hoch zu steigen 
wie in der langen. Es wird also emporspringen, aber wegen der eigenen Schwere, des 
Widerstands der Luft und der Reibung an der Öffnung weniger hoch, als es in einem 
Leitungsrohr gestiegen wäre. Gleich Hochwasserleitungen sind solche Springbrunnen in 
Gebirgsgegenden leicht ausführbar. 
3. Artesische Brunnen sind erbohrte natürliche Springbrunnen. Ihren Namen 
haben sie von der französischen Landschaft Artois, wo sie zuerst angelegt wurden. An hoch¬
	        
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