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Offiziere kamen und brachten Nachrichten von dem Gange der Schlacht,
von Napoleons übermächtigem Andränge, und wie sehr die Ankunft der
Preußen ersehnt werde. Blücher in heftigen Sorgen, sein gegebenes Wort
nicht zu lösen, rief sein: „Vorwärts, Kinder, vorwärts!" anfeuernd in die
Reihen der Truppen, überall fördernd flogen seine Blicke und Worte um¬
her; wo ein Hindernis entstand, wo eine Stockung sich zeigte, war er so¬
gleich gegenwärtig; doch alle Anstrengung gab noch immer nur geringe
Aussicht, zu rechter Zeit anzulangen. Neuerdings trieb er zu verdoppelter
Eile an; die Truppen erlagen säst den Mühseligkeiten; ans dem Ge¬
murmel der in Schlamm und durch Pfützen Fortarbeitenden klang es her¬
vor, es ginge nicht, es sei unmöglich. Da redet Blücher mit tiefer Be¬
wegung und Kraft seine Krieger an: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es
heißt wohl, es geht nicht, aber es muß gehen, ich habe es ja meinem
Bruder Wellington versprochen! Ich habe es versprochen, hört ihr wohl?
Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?" — Und so ging
es denn mit allen Waffen unaufhaltsam vorwärts.
261. Das Rheinlied von 1840.
1. Sie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben
Sich heiser darnach schrei'n;
2. So lang er ruhig wallend
Sein grünes Kleid noch trägt,
So lang ein Ruder schallend
In seine Wogen schlägt.
3. Sie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein,
So lang sich Herzen laben
An seinem Feuerwein;
4. So lang in seinem Strome
Noch fest die Felsen steh'n,
So lang sich hohe Dome
In seinem Spiegel seh'n.
5. Sie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein,
So lang noch kühne Knaben
Um schlanke Dirnen frei'n;
6. So lang die Flossen hebet
Ein Fisch auf seinem Grund,
So lang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund.
7. Sie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein,
Bis seine Flut begraben
Des letzten Mann's Gebein.
262. Die Erstürmung der Düppeler Schanzen.
18. April 1864.
Bereits seit dem 12. Februar lagen die Preußen vor Düppel. Die
Belagerung der Schanzen machte viele Schwierigkeiten. Die Wege waren
für das schwere Geschütz fast unfahrbar, das Wetter war kalt und stürmisch,
die Soldaten mußten in Schlamm und Wasser die Laufgräben auswerfen,
die dänischen Panzerschiffe konnten die Küste mit ihren Geschützen be¬
streichen und hinderten die Umgehung der dänischen Stellung.
Bereits auf den 14. April ward der Sturm auf die Schanzen fest¬
gesetzt; doch fand man die Entfernung vom zweiten Laufgraben bis zu