Der Niederwald, 47
Kreuznach her durch die Berge gewunden hat, dem Rheine zu. Unterhalb ihrer
Mündung liegt im Rhein eine kleine Insel mit dem Mäusethurm; sie erinnert
an die Sage vom Bischof Hatto. Weiterhin nach Süden und Osten offenes,
flachhügeliges, fruchtbares Land; blaue Berge am Horizont führen die Phantasie
in weite Ferne. Wir wenden vom Rosselthurme aus den Blick nach Nord-
Westen. Da zeigt sich uns der Rhein, wie er nun, in schmäleres Bett eingeengt,
das Gebirge durchbricht; an seinem linken Ufer eine Bnrg, Rheinstein, ein
langgestrecktes schiefergedecktes Dorf, Trechtingshausen, und hinter diesem ent-
schwindet er unseren Augen ganz. Ein in sich vollkommen abgeschlossenes Bild.
Ems. (Zu S, 48.)
Solche Bilder, immer wechselnd, aber immer ähnlich, werden wir, den Strom
befahrend, von nun an bis zu feinem Eintritte in die norddeutsche Ebene sehen.
Hier ist also eine Grenzscheide des Hügellandes und des Gebirges. Hier war
auch zu manchen Zeiten eine Länderscheide. Zu Anfang unseres Jahrhunderts
und bis zum Jahre 1814 war hier das staatliche Ende Deutschlands, wenn
anders damals überhaupt von einem Staate Deutschland gesprochen werden
konnte. Was drüben lag, gehörte, obwol die Bevölkerung an Sprache und
^>itte und Sinn deutsch war, zu Frankreich. Gottlob, daß es nicht mehr so
ist, daß von der „Rheingrenze" nicht mehr die Rede sein kann! Hier, auf dem
Niederwalde, zwischen der Rossel und dem Tempelchen, soll, weithin sichtbar,
das Denkmal des letzten Sieges über Frankreich aufgerichtet werden. Schon
ift der Grundstein und das Piedestal gelegt! Unsere westlichen Nachbarn erblicken