fullscreen: Geschichte der Israeliten von den urältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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der Kabbala, das mit größerem Eifer als jemals betrieben wurde. Als 
hervorragende Kabbalisten sind zu nennen; Isak Luria, geboren zu Je— 
rusalem 1534, gestorben zu Safet 1672. Er stammte aus einer deutschen 
Familie. Luria stand im Rufe besonderer Heiligkeit und wurde auch als 
Wundermann verehrt; er verfaßte kein selbstständiges Werk; seine Lehren 
wurden von seinen Schülern gefammelt und veröffentlicht. Moses Cor— 
dovero aus Cordova verfaßte mehrere kabbalistische Werke und starb 1570 
als Rabbiner zu Safet. Chaim Vital, welcher besonders die Ansichten 
seines Lehrers Luria verbreitete. Salomo Alkabetz, der neben kabbalistischen 
Arbeiten auch Bibelkommentarien und das Einführungslied des Sabbäth 
„Lecho Dodi“ verfaßte. Jesaia Horwitz, nach den Anfangsbuchstaben 
seines Hauptwerkes auch „Scheloh“ genannt, stammte aus einer gelehrten 
polnischen Familie, war Rabbiner zu Frankfurt am Main, später in 
Prag, aus welch' letzterer Stadt er 1621 nach Jerusalem auswanderte, 
wo er auch starb. Sein großes Werk, das den Titel „die beiden Bun— 
destafeln“ führt, behandelt die rituellen Vorschriften der Juden im kabba— 
listischen Geiste, enthält viele ethische Lehren, und tadelt manche Miß— 
bräuche beim Jugendunterrichte und in der Liturgie, tritt auch energisch 
gegen die pilpulistische Methode beim Studium des Talmud auf. 
Auf talmudischem Gebiete ragte vor allen Andern hervor Josef 
Karo aus Spanien. Er lebte zu Nikopoli's, später in Adrianopel, von 
wo er als Rabbiner nach Safet, dem Hauptsitze des damaligen jü— 
dischen Wissens in Palästina, kam Obgleich ein Verehrer der Kabbala, 
zeigte er doch in seinen Schriften neben einer immensen Belesenheit einen 
systematischen Geist und eine Klarheit der Darstellung, die unsere Be— 
wunderung erregen. Seine Schriften sind als Riesenwerke zu betrachten 
und erinnern durch ihren, den Gegenstand erschöpfenden Inhalt, wie 
durch ihre Methode, an das große Werk des Maimonides. Sein Haupt- 
werk ist „Bet Josef“ ein Commentar zum Ritualcodex des Jakob ben 
Ascher „Arba Turim“. Es wurde 1522 in Adrianopel begonnen und 
nach 20 Jahren vollendet. In diesem Commentare werden die talmudischen 
Quellen genau nachgewiesen und erörtert und auch die verschiedenen An— 
fichten der älteren Gelehrten angeführt. Nicht minder bedeutend ist der 
auf Grundlage des erwähnten Commentars von ihm verfaßte 1563 
vollendete Rilualeoder „Schulchan Aruch“, der in der ganzen Judenheit 
als legale Autorität anerkannt wurde. Wie in diesen beiden Werken 
entfaltete er auch in seinem Commentare zu dem großen halachischen 
Werke des Maimonides seine gründliche Gelehrsamkeit und seine vor— 
zügliche Methode. Als große Talmudisten sind ferner zu nennen: Abraham 
di Boton (Lechem Mischna) und Juda Rosanes (Mischna le Melech), 
beide Commentatoren des großen maimonidischen Werkes. Obadia aus 
Bartenora in der Romagna, Rabbiner in Jerusalem (st. 1530) ist Ver⸗ 
fasser eines Commentars zur Mischna, wobei er sich den berühmten 
Raschi als Vorbild nahm. Es find auch von ihm interessante Reisebriefe 
vorhanden. Chiskija de Silva in Jerusalem ift als Verfasser eines 
Commentars (Pri Chadosch) zum Ritualcoder „Schulchan Aruch“ be— 
kannt (1650). Aus anderweitiger literarischer Thätigkeit sind hervor— 
zuheben: Israel Nagara, in Safet, ein vorzüglicher hebräischer Dichter 
gegen Ende des 16. Jahrhunderts, schrieb auch Bibelcommentarien. Josef 
ibn Verga, Rabbiner zu Adrianopel, vollendete das von seinem Groß
	        
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