Full text: Lesebuch der Erdkunde

710 III. Sahara. 
im engeren Sinn, und die größere westliche, Sahel genannt. Wir können in der 
letzteren einen mehr gebirgigen Teil von den Flächen im Westen mit Tieflands- 
charakter trennen. 
So bekommen wir drei Hauptgebiete: Im O. die libysche Wüste, zu der im 
Gruud auch Ägypten westlich vom Nilthal gehört. Sie ist eines der ödesten, menschen- 
leersten, anch undnrchforschtesten Wüstengebiete. Doch weiß man, daß es abgesehen von 
der Depression im Norden ein Plateau von kaum 400 m Höhe ist. Trostlos öd ist schon 
die Strecke bis zu den Oasen im W. Ägyptens (Chargeh, Dachel n. s. w.)°: Der Boden 
meist mit scharfkantigen Blöcken und Steinen, seltener mit Gerölle und Feuersteinsplittern, 
oft mit bombenähnlichen Kalksteinkugeln von ll2 bis 2 m Durchmesser übersät; die mäch- 
tigen grauen, zuweilen auch rosig und violett gefärbten Kalksteinfelsen sind von treiben- 
dem Flugsand glatt poliert und Wersen mit Hellem Glanz die Sonnenstrahlen zurück; die 
ganze Landschaft totenstill, pflanzen- und wasserlos. Weiter nach W. wird die Wüste 
wo möglich noch trauriger. Auf schwärzliche Striche, deren Oberfläche ein mit Eisen- und 
Manganteilen geschwängerter Sandstein bildet, folgt ein Sandmeer, durchschnitten von 
Dünen, wie es oben geschildert ist, dann folgen traurige Serirflächeu, wo buchstäblich 
nichts als Himmel und kiesiger Boden, höchstens unterbrochen durch eine Bank vorstehen- 
den Gesteins, zu sehen ist. Nur im Westen finden sich Oasen, wie die von Kufrah. 
Die mittlere Sahara haben wir (S. 700) kennen gelernt, die Hammada von 
Tripolis und den Oasenarchipel von Fessan, die algerische Sahara mit ihren Salzsümpfen 
und Oasen. Zum Teil durch weite Flächen von Sanddünen von der Hammada getrennt 
erheben sich mächtige Plateaus und gewaltige Gebirge. Die Dünenregion im W. und S. 
der Hammada von Tripolis (dort Areg, hier Edeyen genannt) zeigt die mächtigsten 
Dünenberge. Wo das feste Gestein 100—150 m emporragt, können die Dünen bis 300 m 
hoch werden; bestehen sie bloß aus Sandschichten, so werden sie kaum 150 m hoch. Für 
den Verkehr bieten sie außerordentliche Schwierigkeiten. Östlich von Tnat erhebt sich das 
Plateau von Tademayt 600 m hoch, es folgen nach S.-O. die Hochplateaus der 
Tuarik, wie das von Tasili. Südwestlich davon ragt das Plateau von Ahag- 
gar auf, zerrissen und mit schwarzem Gestein: dort sollen die höchsten Berge 3 Monate 
mit Schnee bedeckt sein, so daß ihre Höhe 2500 m übersteigen muß. Weiter nach S. 
kennen wir das Gebirgsland Alr oder As b en, eine vorwiegend aus Granit und Basalt 
aufgebaute Masse, deren Berge 1200, ja 1800 m hoch sind. Südöstlich vom Plateau 
von Tasili endlich und mit diesem durch eine Bergkette verbunden, liegt östlich von der 
Karawanenstraße von Tripolis zum Tsadsee das Bergland der Tibbn, T i b e st i oder 
Tu genannt (bis zu 2500 m hoch). Nach S.-O. scheinen sich die Erhebungen mit ab- 
nehmender Höhe gegen Wadai fortzusetzen. 
Die westliche Sahara ist der tiefste Teil. Die Dünengegend des Areg setzt 
sich hier in den schaurigen Öden des Jgidi und el Dschnf (Leib der Wüste) fort, von 
denen die S. 708 f. gegebene Schilderung besonders paßt. Wenige Karawanenwege führen 
hindurch, so von Tasilet und Tuat nach Timbnktn. Aus diesem Weg ist 1805 eine Kara- 
wane von 2000 Menschen und 1800 Kamelen umgekommen, weil eine Station kein Wasser 
mehr hatte. Nach Westen sinkt die Wüste dem Meere zu, an dessen Ufern der Flugsand 
Dünen von 120 m Höhe angehäuft hat. Der Wind führt den Sand ins Meer hinein. 
Untiefen und Sandbänke machen die Schiffahrt gefährlich und „segnen" die Araber mit 
Strandgut, zu dessen Bergung sie eine Stunde ins Meer hinauswateu. Kein Wunder, 
daß Kap Bojador lange das non plus ultra der Seefahrer war (bis 1434), daß sie mit 
Entzücken südlich vom weißen Kap das grüne auftauchen sahen (1445). 
§ 570. Handelszüge durchkreuzen die Wüste seit uralten Zeiten in 
denselben Richtungen. Die Hauptkarawanen (Kafla genannt, unter einem Chabir, 
Leiter) gehen sowohl von W. nach O., als von N. nach S. Die sicherste und 
besteingerichtete ist die von Fessan nach Bornn. Die von Fes nach Timbuktu 
braucht 120 Tage, wovon 50 Rast- und Handelstage in den Oasen sind. Ohne 
Kamele und Oasen wäre keine Reise möglich. 
Außer den Wadis (S. 708) und Brunnen gibt es auch bleibende Wasserquellen, 
welche der Oase ihre Dauer sichern. Sie wird bewohnt und bebaut, und hat daher ihren
	        
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