Full text: Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse

5 
et am Orte einen Prozeß führen wollte, mußte erst vor dieses 
' nedensgericht, ob nicht in Liebe und Güte eine Versöhnung 
'schehen könne. Da kamen eines Tages zwei Nachbarn vor 
es Gericht, welche einen Prozeß wider einander vorhatten, der 
lngwierig aussah und mehr Geld gekostet hätte, als die ganze Sache 
[ertD war. Die Friedensrichter suchten zu schlichten wie sie nur 
'unten; aber, wie einmal die Menschen sind, die Nachbarn ließen 
"f sich einreden und blieben hart wie die Klötze. Das will dem 
>auer nicht in den Kopf, und etliche Tage darauf läßt er die 
nden noch einmal vor sich kommen und einige gute Freunde dazu, 
jetzt sein Wort eine bessere Stelle finden würde. Und wie sie 
'lsammen sind und harren, daß er von dem Prozeß zu handeln 
nsange, spricht er: „Lieben Freunde und Nachbarn! unsere Nor- 
^hren pflegten, wenn sie an eine so wichtige Sache gingen, zuvor 
11 andächtiges Vaterunser mit einander zu beten. Lasset uns 
! rem Beispiele folgen!" — Daraus zieht er die Mütze ab, faltet 
e Hände und betet: „Vater unser, der du bist im Himmel, 
'heiligt werde dein Name!" — Und die andern alle sprechen es 
'lt ihm bis zum: „Vergieb uns unsere Schuld, wie wir vergeben 
-flern Schuldigem!" und bis zum Amen. — „Nun, Nachbarn," 
/6t der Bauersmann, „ihr wollt also den Prozeß durchaus führen?" 
'.a schwiegen die beiden eine Weile, dann sprach der eine: „Ich 
M Friede machen!" und der andere sprach: „Ich auch!" llnb 
v reichtet: einander die Hände, und keine Viertelstunde hat's 
Dauert, da war der Vergleich zu Stande. — Wer hat ihn zu 
stände gebracht, der Bauersmann von Sörup oder das Vater- 
n^ser? Aus Bocks Lesebuch. 
9. Das Gebet. 
Cornelia war die Freude und der Stolz ihrer Eltern; 
Intt sie war schön von Gestalt wie ein Lichtstrahl, und ihre 
Egen blühten gleich der jungen Rose, wenn sie zum ersten Male 
M Thaue sich öffnet. Dazu war ihre Seele so klar wie ein 
Mhlingsmorgen, der über den blühenden Thälern schwebet und 
fröhlichen Tag verkündet. 
s! Noch hatte Cornelia des Lebe::s Ernst und Mühe nicht 
plannt, und die Tage ihrer Jugend waren heiter. Aber siehe! es 
»-krankte die Mutter, nachdem sie ein Knäbleiu geboren, und sie 
üg darnieder viele Tage lang und ermattete sehr; denn das Fieber 
E? heftig, also, daß es die Sinne zerrüttete. Da durchwachte 
? Mflgdlein die dtächte an dem Bette der kranken Mutter und 
rdte sie und wandelte um sie her mit leiser Sorgfalt und heim¬ 
sen Aengsten. 
Und am siebenten Tage ward das Fieber heftiger denn zuvor.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.