Object: Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse

und es war eine Stille im Kämmerlein und ein heimliches Weinei 
denn ein jeglicher glaubte sie dein Tode nahe. 
Aber mit der Nacht kam der lang ersehnte Schlummer tf-- 
erquickte die Mutter, und das Leben kehrte zu ihr zurück. $ 
Cornelia saß am Bette und hörte ihren Odem die ganze Na<! 
und ihre Seele war ängstlich in Hoffnung. 
Als nun der Tag erschien, da schlug die Mutter die Au§ 
auf und sprach: „Mir ist wohl, ich werde genesen!" und sie{ 
und trank und schlummerte von neuem. ll 
Da ward es dem Mägdlein wunderbar im Herzeil vor Freur 
und Cornelia ging leise aus dem Kämmerlein unb hüpfte hinch« 
in das Feld unb stieg auf einen Hügel zur Zeit der 5Dämmeru%< 
— Hier stand sie, bewegt von mailcherlei kämpfenden GeflW 
des Schmerzes und der Hoffnung. Da stieg die MorgenEs 
empor und umstrahlte ihr Antlitz, "unb Cornelia gedachte nun ¥u 
neuen Lebens der Mutter nach dem erquickenden Schlummer Spi¬ 
der Angst, die sie empfunden. 2lber sie vermochte nicht länger^ 
Fülle der Empfindung im Herzen zu fassen; sie knieete nieder ^ 
die Blumeil des Hügels und neigte ihr Antlitz, unb ihre Thräi^ 
vereinigten sich mit dein Thaue des Himmels. a 
Darauf erhob sie ihr Haupt unb kehrte zurück in die Heich 
und in das Kämmerlein der Mutter. Und Cornelia schien schö^ 
und lieblicher als zuvor; denn sie hatte mit Gott geredet. u 
Ä. Nruininacher-^ 
10. Mvrgengebet. 
O ivunderbares, tiefes Schweigen! 
Wie eiilsam ist's iroch auf der Welt! 
Die Wälder ilur sich leise ileigen, 
als ging' der Herr durchs stille Feld. 
Ich fühl' mich recht ivie neu geschaffen, 
wo ist die Sorge nun und Noth? 
Was mich noch gestern wollt erschlaffen; 
ich schäm' mich deß im Morgenroth. 
Die Welt mit ihrem Graul und Glücke 
will ich, ein Pilger, srohbereit 
betreteil nur ivie eine Brücke 
zll dir, Herr, überm Strom der Zeit. 
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Jos. v. Eichendor§ 
11. ^benchedet u 
Müde bin ich, geh zur Ruh’, schließe beide Aeuglein * 
Vater, laß die Augen dein über meinem Bette sein ! 
Hab’ ich Unrecht heut gethan, sieh es, lieber Gott, nicht 
Deine Gnad’ und Jesu Blut macht ja allen Schaden gut. aNo full text available for this image
	        
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