Full text: Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse

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eii die mir sind verwandt, Herr, laß ruhn in deiner Hand! 
ine Menschen, groß und klein, sollen dir befohlen sein. 
L Kranken Herzen sende Ruh'! Nasse Augen schließe zu! 
fittim uns endlich allzumal auf in deinen Himmelssaal! 
_ _ Luise Hensel. 
12. Beten und Arbeiten. 
Zu den Brüdern auf dem Berge Sinai, unter denen Silvanus 
bt war, kam einst ein frember Bruder. Da dieser sah, daß jene 
sbeiteten, sprach er zu ihnen: „Warum wirket ihr doch Speise, 
le vergänglich ist? Maria hat das gute Theil erwählet." Da 
jgte der Äbt zu seinem Jünger Zacharias: „Gieb dem fremden 
>ruder ein Buch und führe ihn dort in jene Zelle, daß er ungestört 
'>en kann." Und der Bruder saß und las. Da aber die Mittags¬ 
unde kam, sah er fleißig auf den Weg hinaus, ob denn keiner 
*Me, ihn zum Essen zu rufen. Und er harrte noch eine Stunde; 
?nn aber ging er hinaus zu dem Abt und fragte ihn, ob denn 
le Brüder noch nicht äßen. Jener antwortete: „Es ist bereits 
^schehen." Da fragte ihn der Fremde, warum er denn nicht 
gerufen worden sei zum Essen. Silvanus antwortete: „Ich 
Abe geglaubt, du wärest ein geistlicher Mensch, der wie Maria 
beste Theil erwählt hat und den ganzen Tag sitzet und liefet 
.ud der vergänglichen Speise nicht bedarf. Wir aber als fleisch- 
'che Leute bedürfen der vergänglichen Speise, darum arbeiten wir 
uch." Da erkannte der fremde Bruder sein Unrecht, und der 
sbt erquickte ihn und sagte: „Bedenke doch, mein Bruder, daß 
ier auf Erden keine Maria sein kann ohne Martha." 
G. H. v. Schubert. 
13. Die Stellvertreter. 
Ein reicher Jüngling zu Rom hatte krank gelegen an einem 
Hweren Uebel; endlich genas er und ward gesund. Da ging er 
um ersten Mal hinaus 'in den Garten und war wie neugeboren 
ud voll Freude und lobte Gott mit lauter Stimme. Und er 
wandte sein Antlitz gen Himmel und sprach: „O du Allgenug- 
rmer! könnte ein Mensch dir etwas vergelten, wie gern wollte ich 
lle meine Habe geben!" , ^ 
Solches hörte Hermas, genannt der Hirte, und sprach zu dem 
erchen Jüngling: „Bon oben kommt die gute Gabe; dahin ver. 
,rtöft du nichts zu senden. Komm, folge mir." 
Der Jüngling folgte dem frommen Greise, und sie kamen 
1 eine dunkle Hütte, daselbst war eitel Jammer und Elend; denn 
sv Vater war krank, und die Mutter weinte; die Kinder aber 
uren nackend und schrien nach Brot.
	        
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