Full text: Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse

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Da erschrak der Jüngling. Hermas aber sprach: „Siehe H 
einen Altar für dein Opfer! Siehe hier des Herrn Brüder i11 
Stellvertreter!" )] 
Da that der reiche Jüngling seine Hand über sie auf iF 
gab ihnen reichlich und pflegte den Kranken. Hub die erquick 1 
Armen segneten ihn und nannten ihn einen Engel Gottes. e 
Hermas aber lächelte und sprach: „So wende du immer M 
dankbares Antlitz erst gen Himmel und dann zur Erde." a 
A. Krummachei-k 
14. Dei- alle Gott lebt noch. 
Es war eines Sonntags-Morgens. Die Sonne scliiw 
hell und wann in die Stube; linde, erquickende Lüfte zog*11 
durch die offenen Fenster, im Freien unter dem blau*1 
Himmel jubilirten die Vögel, und die ganze Landschaft, 11 
Grün gekleidet und mit Blumen geschmückt, stand da w 
eine Braut an ihrem Ehrentage. Aber während nun draußd 
überall Freude herrschte, brütete im Hause in jener Stul|i 
nur Trübsal und Trauer. Selbst die Hausfrau, die soid 
immer eines heitern und guten Muthes war, saß heute fly 
umwölktem Antlitze und mit niedergeschlagenem Blicke & 
beim Morgenimbiß, und sie erhob sich zuletzt, ohne eftvä 
zu essen, vom Sitze, und eine Thräne aus dem Auge wischen11 
eilte sie gegen die Thür zu. 
Es schien aber auch in der That, als wenn der FM* 
auf diesem Hause lastete. Es war Theurung im Lande; d;f 
Gewerbe ging schlecht; die Auflagen wurden immer drücket 
der; das Hauswesen verfiel von Jahr zu Jahr mehr, und p 
war am Ende nichts abzusehen als Armut und Verachtung 
Das hatte den Mann, der sonst ein fleißiger und ordentlich^ 
Bürger war, schon seit langer Zeit trübsinnig gemacl 
dergestalt, daß er an seinem ferneren Fortkommen vt 
zweifelte und manchmal sogar äußerte, er wolle sich selb 
ein Leid anthun und seinem elenden, trostlosen Leben e 
Ende machen. Da half denn auch kein Zureden von Seit«? 
der Frau, die sonst immer aufgeräumten Sinnes war, ui1 
alle Trostgründe seiner Freunde, weltliche und geistlich' 
verschlugen nichts und machten ihn nur schweigsamer iifl1 
trübseliger. — Der geneigte Leser wird denken, da sei f 
kein Wunder gewesen, daß denn zuletzt auch die Frau rck 
ihren Muth und ihre Freude verloren hat. Es hatte aber ms 
ihrer Traurigkeit eine ganz eigene Bewandtniß, wie 
bald hören werden. Als der Mann sah, daß auch sein Wei 
trauerte und nun forteilte, hielt er sie an und sprach: „Ic 
laß’ dich nicht aus der Stube, bis du mir sagst, was d
	        
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