Full text: Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen

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und wieder einmal einen Schlag. Wenn er verdient ist, schadete 
ja auch nicht. 
Aber wenn ein Kälbchen die ersten, lustigen Sprünge tat, 
oder ein Füllen, oder ein Kätzchen, dann hieß es doch: „Hanna, 
schnell, das mußt du sehen!" Und wenn ein Lämmchen krank 
war, oder ein Hühnchen: „Da ist wieder was zum Pflegen und 
Lieben! Wer nimmt’s?" Auch hat die Magd im Dorf erzählt, 
daß sie beim Schlachten so aufpassen müsse, aber so aufpassen! 
Sie habe deshalb schon gar nicht auf dem Steinhof bleiben 
wollen; aber nun würde sie doch bleiben. 
Hanna ist jetzt erwachsen und im vorigen Jahre in ein 
Krankenhaus als Pflegerin eingetreten. Ihr Dienst soll sehr 
schwer sein; aber sie schreibt glückstrahlende Briefe. 
Wenn die beiden Alten eine Nachricht von ihr erhalten, 
lassen sie alle Arbeit liegen und lesen den Brief dreimal. 
„Das sag' ich, wenn ich einmal krank werde, muß sie her¬ 
kommen," sagt dann der Bauer. 
„Natürlich," nickt die Frau, „ich will auch keine andre 
um mich haben!" 
An solchem Tage bekommen auf dem Steinhof die Katzen 
süße Milch, und die Hunde werden eine Stunde früher von der 
Kette losgelassen. Frida Jung. 
132. Der Sperling im Winter. 
1. Wovon lebt der Sperling im Winter? Er geht nicht im 
Herbst in südliche Länder wie andre Vögel, sondern bleibt da¬ 
heim, wenn auch der Winter noch so arg ist. Er sammelt nicht 
Vorräte, sondern wenn das Korn eingeführt und auf den Stoppeln 
nichts mehr zu finden ist, dann hat er nichts. Wenn der erste 
Schnee draußen gefallen ist, gibt es keinen so armen Mann im 
ganzen Lande wie den Sperling. In seiner Wohnung ist nichts 
zu finden, und verdienen kann er sich auch nichts. Er kann 
weder Holz hacken noch Kartoffeln schälen, auch nicht fegen 
und kehren oder Wasser tragen. Nicht einmal singen kann er. 
2. Doch findet er den ganzen Winter hindurch sein Brot. 
Auf dem Dorfe geht er zu den Bauern und sieht zu, wie ge¬ 
droschen wird. Dabei fällt manches Körnlein für ihn ab. In 
der Stadt ladet er sich bei armen, wie bei reichen Leuten zu 
Gaste. Wo Pferde ihren Hafer bekommen, ist er da und sagt: 
„Ich darf doch mitessen? Das wenige, was ich mir nehme, 
macht ja nichts aus.“ Und wo einem Huhn das Futter gestreut
	        
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