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um auf Befehl des Königs dessen gestrengem Landfriedensgebot zu¬
sammen mit seinen eignen Rittern kräftig Nachachtung zu verschaffen.
Die 29 Raubritter, die man auf dieser lustigen Ausfahrt in Ilmenau
fing, wurden bereits am 20. Dezember auf dem Rabenstein gerichtet,
als Erzbischof Gerhard von Eppstein auf stolzem Zelter in Erfurt
den ersten Einritt hielt.
2. Was bekamen die Erfurter aber sonst noch für Augenweide
in diesen Tagen, wo aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes die
geistlichen und weltlichen Großen hier zum Reichstag zusammen¬
strömten, den König Rudolf auf den Weihnachtstag anberaumt hatte!
Endlich sah man auch wieder friedlich miteinander den Landgrafen
Albertx) mit seinen Söhnen Friedrich und Diehmann in Erfurts
Gassen. Wohl weniger bemerkte man den wackern Burggrafen
Friedrich von Nürnberg, der vermutlich als erster Hohenzoller in Erfurt
damals einkehrte, und dessen späte Nachkommen einst besser über
Thüringen walten sollten, als der entartete Albert.
Viele bedeutende Reichserlasse sind auch in den folgenden
Monaten vom König und seinen fürstlichen Ratgebern aus Erfurt
ausgegangen. Überall findet man noch die Pergamente mit dein
riesigen Rundsiegel roten Wachses an bunter Seidenschnur in den
Archiven mit dem Datum Erfurt, und Rudolfs Bild ist sauber in
das Wachs gedrückt, wie er mit den Reichsinsignien auf dem Throne
sitzt und seines Amtes wartet. Seine Befehle stifteten von Ersllrt
her Ordnung in den Landen von der Alpenhöhe bis zum Friesen¬
strand, von Schlesien bis zur welschen Grenze. Ja mit Berufung auf
seinen eigentlichen Vorgänger im Reich, den großen Staufer Friedrich,
wurde in Erfurt noch einmal am 31. August 1290 die erledigte Ungarn¬
krone von deutscher Hand verliehen. Von den das ganze Vaterland
berührenden Rechtssprüchen aber war wohl keiner ein schönerer Be¬
weis fortgeschrittener Kultur als derjenige, den Rudolf am 10. Sep¬
tember desselben Jahres in Erfurt fällte: daß die Entscheidung über
Recht und Unrecht nur noch im Fall eines Hochverrats durch Waffen¬
kampf der Parteien erfolgen solle.
Am gründlichsten aber arbeitete der König Thüringen selbst aus
der Verwirrung des mehr als dreißigjährigen Zwischenreiches heraus,
das ja hier erst soeben seine Endschaft gefunden hatte. Auf dem
eigentlichen Herd des Unfriedens, an dem sich nur zu oft die Fehde-
lust im ganzen Land entzündet, wurde der Brand der Zwietracht
gelöscht. Der Habsburger hing nämlich am 6. Mai 1290 sein Siegel
an die Urkunde, mit welcher Landgraf Albert seinem Sohn Friedrich,
9 Albert der Entartete von Thüringen, der mit seinen Söhnen Krieg führte.
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